Mit dem geplanten Spinoff CS First Boston orientiert sich die Credit Suisse nach den Investmentbank-Boutiquen der Wallstreet. Tatsächlich wird das ausgelagerte Geschäft noch amerikanischer.
Für die Ausgründung im Investmentbanking reaktivierte Bankchef Ulrich Körner den Namen der amerikanisch geprägten Vorgängerbank der Credit Suisse (CS). «Die CS First Boston stützt sich auf ihr reiches Erbe in den Bereichen Beratung und Kapitalmärkte», liess die Schweizer Grossbank vergangenen Oktober zum Spinoff verlauten.
Wo Stellen abgebaut werden
Inzwischen zeigt sich, dass der Spruch «Nomen est omen» auf die neu zu schaffende Gesellschaft zutrifft. CS First Boston, die dereinst das internationale Kapitalmarktgeschäft sowie die Beratung von Firmen bei Fusionen & Übernahmen (M&A) umfassen soll, wird der Wallstreet noch näher sein, als es das CS-Investmentbanking heute schon ist.
In diese Richtung weisen die jüngsten Berichte über den Abbau von Stellen – in Europa und Asien, aber nicht in den USA. Auch finews.ch berichtete dazu (etwa hier und hier), wobei das Kader im Rampenlicht steht. So hat kürzlich der im deutschen Frankfurt ansässige Kapitalmarkt-Experte Joachim von der Goltz dem Institut den Rücken gekehrt. Jens Welter, der Co-Chef des bisherigen Sparte Global Banking, oder Daniel McCarthy, der Leiter Global Credit Products, sind schon weg.
Verschiebung nach New York?
Das britische Portal «Efinancialcareers» vermeldete seinerseits weitere Abgänge beim CS-Investmentbanking London, so Diego Discepoli, den bisherigen Europachef für den Handel mit Zinsprodukten. Diese als erfolgreich geltende Einheit soll ebenfalls CS First Boston zugeschlagen werden; laut dem Bericht des Portals hat Discepoli zuvor an einem Plan gearbeitet, demzufolge der Grossteil des Kaders und der Belegschaft künftig in New York sitzen werden.
Im Zuge des Umbaus der Investmentbank hat die CS bisher betont, dass CS First Boston weiterhin über einen «Footprint» in Europa und Asien verfügen werden (das Schweizer Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft wird der hiesigen Division Swiss Bank zugeschlagen).
Neuer Job für Michael Klein
Dennoch ist klar, dass das Spinoff schwergewichtig dort positioniert wird, wo die Musik spielt: an der amerikanischen Wallstreet. Das gilt aktuell um so mehr, als die Investmentbank-Deals in den Regionen Europa und Asien über die gesamte Branche hinweg eingebrochen sind. Auch ohne die Reorganisation hätte die CS wohl reagieren müssen – im Investmentbanking gilt je nach Markttrend emotionsloses «Hiring and firing». Auf Anfrage von finews.ch mochte die Bank dies nicht kommentieren.
Für die weitere «Amerikanisierung» der Ausgründung spricht auch, dass dort Michael Klein die Zügel an die Hand nimmt. Der US-amerikanische «Regenmacher» mit langer Wallstreit-Karriere ist dazu aus dem CS-Verwaltungsrat ausgetreten. Nun dürfte er der erste CEO des Spinoff werden.
Medienberichten zufolge plant Klein, seine eigene Finanzboutique M Klein & Company in die anstehenden CS First Boston einzugeben, was seinen Einfluss auf das Unternehmen nochmals massiv erhöhen dürfte. Er kann dabei auf ein Kader zählen, das jetzt schon schwergewichtig aus Landsleuten besteht. Seit den Zeiten der historischen Credit Suisse First Boston sitzen die meisten Manager des CS-Investmentbanking in New York.
Eine sexy Story
Das CS First Boston stark «Wallstreet-lastig» sein wird, dürfte noch aus einem weiteren Grund gewollt sein. Auf diese Weise ist am ehesten für eine «sexy Story» gesorgt, wenn es darum geht, Grossinvestoren für das Spinoff zu finden. So ist geplant, dass sich Dritte an der Gesellschaft beteiligen können – auch über einen Börsengang wurde bereits gemutmasst.
Wie es heisst, soll die Saudi National Bank separat zur Kapitalspritze für die CS an einem Investment in CS First Boston interessiert sein. Ebenfalls will offenbar ein ungenannter Investor mit 500 Millionen Dollar bei der Gesellschaft einsteigen. Dass es sich dabei um einen Schweizer Geldgeber handelt, wie dieser Tage kolportiert wurde, ist laut Kennern der Bank aber eher Wunschdenken.