Unter CEO Ulrich Körner baut die Credit Suisse ihre Investmentbank radikal um. Ein Investor aus Saudiarabien steigt in grossem Stil bei der Grossbank ein. Und es kommt zu einem markanten Stellenabbau.
Die mit grosse Spannung erwartete Strategieüberprüfung unter Bankchef Ulrich Körner ist da: Die Credit Suisse (CS) präsentierte am Donnerstag einen ganzen Strauss an Massnahmen, die das Auftreten der Bank radikal verändern werden.
Inbesondere kommt es zu tiefen Einschnitten und einem Verkauf der Securitized-Debt-Einheit in der Investmentbank, der Gründung einer neuen «Bad Bank» (Non-Core-Unit NCU) für Geschäft, das für die CS nicht mehr strategisch ist, sowie zu einer Kapitalerhöhung, die rund 4 Milliarden Franken einspielen soll.
Massiver Stellenabbau
Dazu soll einerseits am 23. November 2022 eine ausserordentliche Generalversammlung durchgeführt werden, um das Plazet der Aktionäre zu holen. Derweil schiessen Grossinvestoren Kapital in die Bank ein, prominent darunter die Saudi National Bank, die 1,5 Milliarden Franken zur Verfügung stellen will und dann bis zu 9,9 Prozent an der Bank halten könnte. Damit werden die Saudis mit Abstand die grössten Aktionäre der Bank.
Ebenfalls wird die Transformation des Geschäfts Spuren bei der Belegschaft nach sich ziehen. Bis 2025 will die Bank 2,5 Milliarden Franken einsparen, 1 Milliarde Franken mehr als zuvor geplant. 1,2 Milliarden Franken an Kosten sollen bereits 2023 wegfallen.
Bis zum Jahresende werden zudem 2’700 Vollzeitstellen abgebaut, wie es weiter hiess. Bis Ende 2025 soll dann die Anzahl Stellen von 52’000 auf nur noch 43’000 fallen – ein Abbau von insgesamt 9’000 Jobs innert vier Jahren.
Aus der Mitteilung ging nicht hervor, wie sich der Abbau auf die verschiedenen Sparten auswirkt.
«Ein historischer Moment»
Dies sei ein historischer Moment für die Credit Suisse, liess sich CEO Körner in der Mitteilung zitieren. «Wir bauen die Investment Bank grundlegend um, um eine neue Bank zu schaffen, die einfacher und stabiler ist und ein Geschäftsmodell, das sich stärker an den Kundenbedürfnissen orientiert. Unser neues integriertes Modell, bei dem das Wealth Management, die starke Schweizer Bank und die Fähigkeiten im Asset Management im Mittelpunkt stehen, soll es uns ermöglichen, Kunden und Kollegen ein einzigartiges und überzeugendes Angebot zu unterbreiten, während wir gleichzeitig organisches Wachstum und Kapitalgenerierung für die Aktionäre anstreben.»
Die neue Geschäftsleitung konzentriere sich nun auf die Wiederherstellung des Vertrauens durch die unnachgiebige Umsetzung der neuen Strategie, bei der das Risikomanagement weiterhin im Mittelpunkt stehe, versprach Körner.
Fast die Hälfte der Risiken abbauen
Das neue Führungsteam um CEO Körner, Finanzchef Dixit Joshi und der operationellen Chefin Francesca McDonagh zeigt nun keine Hemmungen mehr gegenüber der Investmentbank, dem Machtzentrum der «alten» CS. Die Sparte wird grundlegend umgebaut, rund 40 Prozent der risikogewichteten Aktiven in der Bilanz sollen bis 2025 abgebaut werden, während 80 Prozent des Kapitals der Bank künftig der Vermögensverwaltung zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt planen Körner & Co vier Massnahmen im Investmentbanking:
- Der Handel (Markets) wird beibehalten und als Zulieferer der Vermögensverwaltung positioniert. Damit will die CS den Unterschied zu anderen Privatbanken machen. Am Trading mit Aktien, Devisen und Zinspapieren wird festgehalten. Ebenfalls arbeitet Markets mit der neu gegründeten CS First Boston zusammen.
- Dabei handelt es ich um eine Art übergrosse Investmentbank-Boutique, die nach einer Übergangsperiode von Partnern geführt werden soll und diesen teils auch gehören wird. In der CS First Boston – hier reaktiviert Körner den Namen einer CS-Vorgängerbank mit US-Prägung – werden das klassische Beratungsgeschäft mit Fusionen & Übernahmen (M&A) sowie das Kapitalmarkt-Geschäft zusammengefasst. An der neuen, unabhängigen Boutique sollen sich auch Drittparteien beteiligen können. Eine langfristige Partnerschaft mit der CS ist aber angestrebt.
- In einer neuen Abwicklungseinheit (Capital Release Unit, CRU) werden das nicht mehr strategische Geschäft sowie Ramsch-Assets der oben erwähnten NCU eingegeben und abgewickelt. Die CS will sich etwa vom Bereich Securitized Products, den Überbleibseln der zurückgefahrenen Prime Services, dem Lending in Schwellenmärkten, von Präsenzen weltweit sowie ausgewählten Geschäften im Bereich Kapitalmarkt und Kreditvergabe in Europa trennen.
- Für das Business der so riskanten wie lukrativen Investmentbank-Einheit Securitized Products Group (SPG) in den USA hat die CS Interessenten gefunden. Die Transaktion ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. So sollen bis Ende 2022 Investoren unter der Führung des amerikanischen Private-Equity-Hauses Apollo Global Management einen Grossteil des SPG-Geschäfts übernehmen, wobei Fonds von Apollo und von der Allianz-Tochter Pimco primäre Käufer wären. Zum Abkommen würde auch gehören, dass die neue Plattform CS-Angestellte und -Kunden übernimmt.
Dividende in Aussicht gestellt
Durch den Umbau hindurch will die Bank eine Quote des harten Eigenkapitals (CET1) von mindestens 13 Prozent beibehalten. Im dritten Quartal ist dieser Wert auf nur noch 12,6 Prozent gefallen, soll aber mit der geplanten Kapitalerhöhung auf 14 Prozent steigen.
Ende 2025 soll die Eigenkapital-Quote dann 13,5 Prozent betragen. Für den Umbau veranschlagt die CS Kosten von 2,9 Milliarden Franken bis 2024, deutlich weniger als Analysten zuvor errechnet hatten – diese erwarteten Ausgaben zwischen 4 und 9 Milliarden Franken bis Ende 2024. Weitere Ziele des Instituts bis 2025 sind:
- Eine Eigenkapital-Rendite der Gruppe von rund 6 Prozent
- Basiskosten von rund 14,5 Milliarden Franken, für das Jahr 2023 rund 15,8 Milliarden Franken
- «Nennenswerte» Dividendenzahlungen vom Jahr 2025 an, sowie eine nominale Dividende für den Zeitraum 2022 bis 2024
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