Der umtriebige Investmentbanker Michael Klein lässt nichts anbrennen. Kaum zum künftigen Chef der Credit-Suisse-Ausgründung CS First Boston ernannt, will er dort offenbar seine eigene Firma einbringen. Damit stellt sich die Frage nach Interessenskonflikten.

Nach Bekanntgabe der neuen Strategie der Credit Suisse (CS) vom vergangenen Donnerstag hat finews.ch ihn als den heimlichen Gewinner des Umbaus bei der Schweizer Grossbank bezeichnet: Die Rede ist von Michael Klein (Bild unten), bisheriger CS-Verwaltungsrat und ab kommenden Jahr als CEO der oberste Verantwortliche der geplanten CS First Boston. In diese Ausgründung aus der bisherigen CS-Investmentbank wird das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft zusammengefasst.

Fusion mit M Klein & Company

Wie nun die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf anonyme Quellen berichtete, will Klein bei der CS First Boston die Zügel noch fester in die Hand nehmen. Er plant, seine private New Yorker Investmentbank-Boutique M Klein & Company mit der CS-Ausgründung zu fusionieren. In der Folge übernehme Klein einen «substanziellen» Anteil an CS First Boston, während die Bank vorläufig die Mehrheit  behielte, wie es weiter hiess. Mit der Fusion würde Klein seinen Einfluss bei der neuen Gesellschaft zementieren – er wäre dann nicht nur operationelle Leiter, sondern auch Grossaktionär der Firma.

Bereits ist die Rede davon, dass diese Boutique dereinst an die Börse geht. Das wäre dann der Moment, bei dem Klein kräftig Kasse machen könnte. Im Strategie-Update von vergangener Woche hat CS-Chef Ulrich Körner explizit darauf hingewiesen, dass sich Angestellte an CS First Boston beteiligen und auch Dritte Anteile an der Gesellschaft erwerben können. Für Klein, der über ausgezeichnete Beziehungen nach Nahost verfügt und bei der Kapitalspritze der Saudi National Bank für die CS wohl eine zentrale Rolle gespielt hat, zeichnet sich damit ein doppeltes Heimspiel ab.

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(Bild: CS)

Von Anfang an dabei

So ist der 59-Jährigen Amerikaner einer der Pioniere der Transaktionen mit Spac-Mantelgesellschaften. Über diese Vehikel werden Firmen gleichsam über die Hintertür an die Börse verkauft; Klein hat gleich mehrere solche Spacs aufgesetzt und teils nach Winston Churchill benannt. Klein ist ein grosser Fan des ehemaligen britischen Premierministers. Die Mechanik von Börsengängen und Fusionen – er hatte in der Schweiz einst den Zusammenschluss der Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata beraten – kennt er demnach in und auswendig.

Ein Heimspiel wird der weitere Umgang mit CS First Boston zweitens, da Klein nicht etwa als externer Investor zur neuen Firma stösst. Vielmehr sass er seit dem April 2018 im Verwaltungsrat der Schweizer Grossbank und war dort mit der Ausarbeitung der neuen Strategie für das CS-Investmentbanking betraut worden. Er ist demnach von Anfang an in die Pläne mit der neuen Gesellschaft eingeweiht gewesen und kennt sämtliche Stärken und Schwächen der CS First Boston.

Gutachten von Deutscher Bank

Damit droht die Gefahr von Interessenkonflikten, was offenbar auch der Bankführung nicht entgangen ist. Laut dem Bericht der «Financial Times» hat Klein bei Entscheiden zur CS-Investmentbank in Ausstand treten müssen, wenn er persönlich von diesen profitiert hätte. Ebenfalls habe die CS die Deutsche Bank mit einem Gutachten beauftragt, ob die Fusion mit Kleins Boutique nach den Regeln der Kunst durchführbar ist. Laut dem Bericht hat Klein selber zuvor nicht die Absicht gehabt, M Klein & Company zu verkaufen.

Nun strecke er aber schon die Fühler bei reichen Privatpersonen und Grossinvestoren aus, um die Anteile von CS First Boston an den Mann zu bringen. Ein ungenannter Investor will mit 500 Millionen Dollar bei der Gesellschaft einsteigen. Ebenfalls zeigt die Saudi National Bank separat zur Kapitalspritze für die Bank Interesse an der Ausgründung, die dereinst als Gegenpol zu bekannten Wallstreet-Boutiquen wie Moelis & Company oder Perella Weinberg Partners agieren soll. Dies wären in der Folge die Geldgeber seiner Wahl. Auch hier hat der umtriebige Klein nichts dem Zufall überlassen, wie es scheint.