Der Ex-CEO der Deutschen Bank stand einst selber in den Diensten der Credit Suisse. Nun hat sich auch Josef Ackermann über die Fehler bei der Grossbank geärgert – und bleibt ihr trotzdem treu.
Die Credit Suisse (CS) als grosse Gemeinschaft: So hat die krisengeschüttelte Bank wohl schon lange keiner mehr betrachtet. Josef «Joe» Ackermann, umstrittener Ex-Chef der Deutschen Bank mit Karriere bei der CS und deren Vorgängerinstitut SKA, tut dies scheinbar vorbehaltlos. «Der Zustand der CS schmerzt», sagte er in einem Interview mit der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig). «Wer einmal Teil der Familie war, bleibt es zu einem gewissen Grad.»
Suche nach kritischer Masse
Dennoch spart Ackermann, der privat «immer noch» Kunde der CS ist, nicht an Kritik gegenüber der Führung der Bank. «Wenn ich die Managementfehler sehe, die gemacht wurden, dann ärgert es mich auch gewaltig.» Wohlgemerkt, der nun angepackte Rückbau der Investmentbank unter der Ägide von CEO Ulrich Körner hält er für das richtige Mittel. «Die Fokussierung auf das ganze Schweizer Geschäft und das Wealth-Management ist ein Gebot der Stunde», findet der 74-jährige heutige Financier.
Da man im Investmentbanking nur mit kritischer Masse im Wettbewerb bestehen könne, kann sich Ackerman im Weitern eine strategische Allianz für die CS vorstellen. Allerdings hat dort Präsident Axel Lehmann kürzlich nochmals klar gemacht, dass die Bank als Ganzes nicht zum Verkauf stehe.
Die Versäumnisse anderer
Überhaupt: Ackermann rechnet es den früheren CS-Managern als grosses Versäumnis an, dass sie nach den neuen regulatorischen Vorgaben ab dem Jahr 2012 das Investmentbanking nicht gesundgeschrumpft hatten, so, wie es die US-Konkurrenten und auch die Erzrivalin UBS unternommen hatten. Namen mochte der Ex-Banker nicht nennen. Aber es ist klar, dass damit die Ära unter dem damaligen CS-Chef Brady Dougan und dem früheren Präsidenten Urs Rohner gemeint ist. Diese wollten die CS-Investmentbank lange nicht antasten.
Natürlich ist dies just der Vorwurf, der Ackermann selber wiederholt gemacht wird – was er im Gespräch wenigstens in einem Nebensatz zugab. Auch er hatte bei der Deutschen Bank zu lange an einem übergrossen Investmentbanking und übersteigerten Renditezielen festgehalten, was sich später bitter rächen sollte. Erst unter dem aktuellen CEO Christian Sewing und nach dem Abbau Tausender Stellen hat das Geldhaus kürzlich wieder auf den Gewinnpfad zurückgefunden. Sinnigerweise steht nun mit Dixit Joshi ein ehemaliger Deutschbanker als neuer CS-Finanzchef vor ähnlich einschneidenden Massnahmen.
«Fehler wurden später begangen»
Ackermann hatte die Schweizer Grossbank im Jahr 1996 als deren Konzernchef im Streit mit seinem früheren Mentor und Bankpräsidenten Rainer E. Gut Richtung Deutsche Bank verlassen. Die Expansion ins Wallstreet-Investmentbanking, mit der unter Gut die Basis der heutigen CS-Investmentbank gelegt wurde, verteidigte Ackermann aber vehement: Dieser Schritt sei absolut richtig gewesen.
«Wenn die SKA hauptsächlich Vermögensverwalterin geblieben wäre, dann gäbe es heute wohl keine Credit Suisse mehr», erklärt er. «Die Fehler wurden später begangen.»