Die Opfer eines betrügerischen Ex-Bankers der Credit Suisse tragen vor Gericht in den Bermudas den Sieg davon. Eine Tochterfirma der Grossbank wurde zu Hunderten Millionen Dollar Schadenersatz an die geprellten Osteuropäer verdonnert.
Das Urteil auf den Bermuda-Inseln fällt für Credit Suisse Life (Bermuda) noch teurer als erwartet. Wie unter anderem die Agentur «Reuters» berichtete, liegt die über 280-seitige Urteilsbegründung nun vor.
Der Richter schlägt sich darin auf die Seiten der Kläger: Die Tochterfirma der Credit Suisse (CS) muss dem ehemaligen georgischen Premier Bidzina Ivanishvili und dessen Familie mehr als 500 Millionen Dollar an Schadenersatz zahlen.
Banker nahm sich das Leben
Mit dem Urteil nimmt die Affäre um Patrice Lescaudron eine für die Grossbank höchst unerfreuliche Wendung. Ab 2011 hatte der einstige CS-Banker, der von Genf aus schwerreiche osteuropäische Kunden betreute, dreistellige Millionenbeträge aus den von ihm betreuten Vermögen abgezweigt. 2015 wurde er von der CS fristlos entlassen und 2018 in Genf zu Gefängnis verurteilt. 2020 nahm er sich das Leben.
Die von Lescaudron geprellten Ex-Kunden, die sich als Gruppe «CS Victims» formiert haben, bezichtigten die CS-Tochter auf den Bermudas, mit verantwortlich für den von Lescaudron verursachten Schaden zu sein. Laut einer Mitteilung der Opfer-Vereinigung vom Dienstag lautete die Klage gegen CS Life auf Vertragsbruch, Verletzung der Treuepflicht und betrügerische Falschdarstellung. Der Oberste Richter auf den Bermudas habe diesen Beschuldigungen in allen wesentlichen Punkten Recht gegeben, hiess es weiter.
Insgesamt 800 Millionen Dollar gefordert
Die Bemessung des Schadensersatzes werde wahrscheinlich zu einer Entschädigungs-Summe in Höhe von über 550 Millionen Dollar führen. Insgesamt fordern Ivanishvili und die anderen Lescaudron-Geschädigten rund 800 Millionen Dollar von der CS zurück.
Offenbar ist die Bermuda-Tochter auch mit der Behauptung gescheitert, sie sei vom Konzern gesondert zu betrachten. Das könnte den Klägern ein Einfallstor zum Mutterhaus öffnen. Die Bank hat sich bisher stets auf den Standpunkt gestellt, ebenfalls von Lescaudron getäuscht worden zu sein.
Wie auch finews.ch berichtete, hatte die CS vor Wochenfrist auf ein für sie abträgliches Urteil auf den Bermudas eingestimmt. Die Bank warnte davor, dass die damit verbundene Zahlung möglicherweise bis zu 500 Millionen Dollar betragen könnte. Nur ein Teil der erwarteten Forderungen sei mit Rückstellungen gedeckt, hiess es weiter. Mit dem Urteil sind die schlimmsten Befürchtungen des Instituts nun noch übertroffen worden.
Längst nicht zu Ende
Noch längst ist damit aber kein Strich unter die Affäre gezogen. Laut dem Agentur-Bericht hat die Grossbanken-Tochter angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Allerdings wird die Einheit gerade aufgelöst.
Die CS Victims liessen ihrerseits verlauten, die nächsten Schritte zur Bezifferung ihrer Verluste sowohl in Bermuda als auch in Singapur fortzusetzen, wo ein anderer Trust-Arm der Credit Suisse die gleiche Abwehr-Taktik anwende, um sich der Verantwortung für Verluste der Lescaudron-Geschädigten zu entziehen.
Anzeige in der Schweiz
Vergangenen November hatten die CS Victims auch in Genf eine Anzeige wegen Verdachts auf Geldwäscherei gegen das Geldhaus eingereicht; genauer handelt es sich um eine neue Ergänzug einer schon fünf Jahre alten Anzeige. Schon zuvor hatte die Staatsanwaltschaft in der Rhonestadt ein neues strafrechtliches Verfahren gestartet. In der Folge wurden seither diverse CS-Banker in Genf einvernommen.