Der Stellenabbau bei der UBS zeigt, wie schwierig die digitale Transformation der Grossbank werden wird. Ergebnisse werden sich erst langsam zeigen, wie das Beispiel der «digitalsten Bank der Schweiz» zeigt.

Dass die UBS mit Ralph Hamers einen CEO holte, der die Scheuklappen ablegen würde, dürfen vielen bewusst gewesen sein. Denn der 54-jährige Niederländer baute bereits bei der ING so lange und so viele Jobs ab, wie nötig war. So wollte er die Grossbank digital effizienter gestalten, um die Angebote auf die veränderten Kundenbedürfnisse zu trimmen. Weit über 7'000 Stellen hat der Umbau die «neue» ING gekostet.

Rund 700 Stellen sollen es nun – vorerst – bei der UBS sein, wie am vergangenen Mittwoch berichtet wurde. finews.ch hatte schon Ende April nach der Ankündigung eines Sparziels von einer Milliarde Dollar bis 2023 vorgerechnet, dass diesem Vorhaben wohl bis zu 3'000 Stellen zum Opfer fallen werden. Die UBS hatte dieser Rechnung nicht widersprochen.

Eine Prise Alarmismus

Hamers schafft Fakten: Digitalisierung kostet bei der UBS Arbeitsplätze. Digitalisierung wie auch eine kulturelle und organisatorische Transformation gelten in der UBS wie im grössten Teil der gesamten Finanzindustrie als Bedingung, um eine Zukunft zu haben.

Beinhalten solche Prognosen immer auch eine Prise Alarmismus, gibt es inzwischen auch handfeste Belege, dass die Digitalisierung der Banken und die Anpassung ihrer Geschäftsmodelle effektiv ihre Versprechen einhalten.

Kennzahlen digitaler Banken sind besser

So hat das Beratungsunternehmen Accenture in einer jüngst veröffentlichten Studie dargelegt, dass Banken mit einer Digitalstrategie bessere Kennzahlen aufweisen als ihre weniger digitalen Konkurrenten. In Kürze: Banken mit einem digitalen Fokus gelang es zwischen 2011 und 2019 schneller, Kosten zu senken, während sie sich gegen den branchenweiten Ertragsschwund besser stemmten.

Unterm Strich hätten digitale Banken ihren operativen Gewinn um rund 20 Prozent steigern können, was sich auch in einer besseren Börsenbewertung niedergeschlagen habe. Accenture leitete diese Ergebnisse aus Untersuchungen mit Banken in elf Ländern und Interviews mit 1'100 Managern ab; die Schweiz wurde dabei nicht berücksichtigt.

 Schweizer Banken nicht mit Ruhm bekleckert

Punkto Transformation und Digitalisierung hat sich der Schweizer Bankenplatz noch nicht mit Ruhm bekleckert. Die Rückständigkeit beim Thema Open Banking ist ein Beleg dafür. Die Öffnung von Schnittstellen im IT-System, um mit Drittanbietern zu kooperieren, ist in der Schweiz anders als in Europa kein regulierter Prozess.

Es wird zwar in der Schweizer Bankenlandschaft zunehmend kooperiert, doch Open Banking und die Bildung sogenannter Ökosysteme sind nicht viel mehr als Schlagworte und Absichtserklärungen.

Ein Nullsummenspiel?

Die grosse Ausnahme bildet die Hypothekarbank «Hypi» Lenzburg, die seit Jahren massiv in die Digitalisierung investiert, explizit eine Open-Banking-Strategie verfolgt und von finews.ch einst als digitalste Bank der Schweiz bestimmt wurde.

Doch die Ergebniskraft der Hypi Lenzburg wurde dabei nicht besser: 2016 erzielte die Bank einen Gewinn von rund 21,6 Millionen Franken, 2020 waren es nur 18 Millionen Franken. Zwar steigerte die Hypi ihre Erträge innerhalb dieses Zeitraums um 15 Prozent, aber der Aufwand nahm gar um 22 Prozent zu. Digitalisierung und Transformation – ein Nullsummenspiel?

Das Plus ist in den Zahlen vergraben

Man muss tiefer in die Zahlen eintauchen, um die durchaus positiven Effekte der digitalen Transformation zu sehen. Zum Beispiel hat die Hypi mit ihrer Finstar-Plattform ein Lizenzgeschäft aufgezogen, und sie erwirtschaftet über ihr Open-Banking-Geschäft, beispielsweise mit der Smartphone-Bank Neon, zusätzliche Erträge.

Netto machte die Hypi zwischen 2016 und 2019 ein Ertragsplus von 58 Prozent. Bemerkbar macht sich dies im Gewinn der Bank darum nicht, weil die Finstar-Entwicklung wie auch andere digitale Projekte viel Geld verschlingen.

Rund 20 Prozent mehr Jobs geschaffen

CEO Marianne Wildi erklärte gegenüber finews.ch: «In Zukunft rechnen wir im Open-Banking-Geschäft mit Skaleneffekten.» Ausgaben wie im vergangenen Ausmass würden nicht mehr nötig werden. «Zudem haben wir in der Veränderung des Geschäftsmodells einen guten Schritt vorwärts gemacht.» Sprich: Neben dem Zinsdifferenzgeschäft hat die Hypi mit dem Ausbau des Anlagegeschäft und Open Banking neue Ertragsquellen geschaffen.

Kurzum: Bei der Hypi Lenzburg ist die Transformation in erster Linie ein Investitions- und kein Effizienzprogramm. Stellen hat die Hypi in den letzten Jahren nicht abgebaut, sondern seit 2016 20 Prozent mehr Jobs geschaffen.

Die UBS muss aufgrund ihrer wuchernden Komplexität den umgekehrten Weg gehen: Um in die Transformation investieren zu können, muss sie erstmal Stellen und Kosten sparen. Neue Jobs mit einem anderen digitaleren Anforderungsprofil dürften dann aber auch geschaffen werden.