Im Korruptions-Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB rollt die nächste Klagewelle an. Diese zielt auch auf Banken in der Schweiz – finews.ch hat recherchiert, was diese nun zu befürchten haben.

Der Korruptions-Skandals um dem malaysischen Staatsfonds 1MDB geht in die nächste Runde. Wie einer offiziellen Erklärung zu entnehmen war, hat das Finanzministerium des südostasiatischen Landes nicht weniger als 22 Zivilklagen in der Sache eingereicht. Formell kommen davon 16 von 1MDB selber, und sechs von dessen ehemaliger Tochtergesellschaft SRC International.

Schweigen bei J.P. Morgan

Die Klagen zielen darauf ab, etwa 96,6 Milliarden Malaysische Ringgit – umgerechnet rund 23 Milliarden Dollar oder gut 20 Milliarden Franken – zurückzuerhalten. Im Fadenkreuz der Klagen sind dabei auch Schweizer oder in der Schweiz aktive Banken: 1MDB fordert 1,11 Milliarden Dollar von der malaysischen Tochter der Deutschen Bank, 1,03 Milliarden Dollar von der in der Schweiz ansässigen Coutts-Einheit und 800 Millionen Dollar von der Schweizer Tochter der US-Bank J.P. Morgan. Dies berichtete die malaysische Wirtschaftszeitung «The Edge».

Die Schweiz-Einheit von J.P. Morgan wurde bereits 2018 von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) für ihre 1MDB-Geschäfte sanktioniert. Ein Sprecher der US-Bank mit Sitz in Zürich lehnte es ab, die neueste 1MDB-Klage zu kommentieren. Die Deutsche Bank gab gegenüber der Agentur «Reuters» zu Protokoll, sie habe noch keine Papiere zugestellt bekommen und sehe «keine Grundlage für legitime Forderungen».

Asset-Deal hilft UBP

Das von der Schweiz aus gesteuerte internationale Private Banking des britischen Instituts Coutts ging vor sechs Jahren in einem Asset-Deal an die Genfer Konkurrentin Union Bancaire Privée (UBP) über. Eine UBP-Sprecherin betonte auf Anfrage, dass das Institut die rechtlichen Probleme von Coutts nicht geerbt habe, weil die Übernahme von Coutts nur die Kundenvermögen, aber nicht die Bank und deren Verpflichtungen umfasste.

Malaysia geht auch im Inland und in der Region mit Klagen gegen die mutmasslichen Drahtzieher des 1MDB-Skandals vor. So wurden im Namen des Staatsfonds Ansprüche gegen Einzelpersonen eingereicht, darunter der ehemalige malaysische Premierminister Najib Razak, sein Stiefsohn Riza Aziz und der weiterhin flüchtige Geschäftsmann Jho Low sowie Mitglieder von dessen Familie.

Deutsche Bank in den USA vom Haken

Bis anhin ist es dem Staat gelungen, in der 1MDB-Affäre rund 2,5 Milliarden Dollar von der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs zurückzuholen; weitere 80 Millionen Dollar zahlte die Beratungsfirma Deloitte und 700 Millionen Dollar die malaysische AmBank, die dem australischen Institut ANZ gehört.

Die Deutsche Bank, die nun in Malaysia eingeklagt wird, ist andernorts offenbar vom Haken. Das amerikanische Justizministerium hat einem Bericht der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) zufolge die Ermittlungen gegen die grösste Bank Deutschlands eingestellt.