Nach dem Aus der Credit Suisse werden am Schweizer Anleihenmarkt die Karten neu gemischt. Dabei sticht die Rolle der Deutschen Bank ins Auge.

Der Schweizer Anleihenmarkt gilt als einer der stabilsten in Europa. Neben der Eidgenossenschaft als Benchmark-Emittentin und den beiden Pfandbriefinstituten nutzen vor allem Kantone, Banken, Unternehmen und internationale Institutionen das Frankensegment für die Aufnahme von Fremdkapital.

Mit einem zunehmenden Fokus auf ESG-Anleihen und einer starken regulatorischen Basis dürfte der Schweizer Markt auch künftig ein verlässlicher Eckpfeiler für Investoren bleiben.

Während Jahren wurde das Primärmarktgeschäft von den beiden Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS dominiert. Seit März 2023 gibt es nur noch eine Grossbank. Dies eröffnet neue Chancen.

Frühzeitig die Weichen gestellt

Keine Bank in der Schweiz hat so schnell gehandelt wie die Deutsche Bank. Bereits im Jahr vor dem CS-Aus hat sie ihre Präsenz am Schweizer Anleihenmarkt sukzessive ausgebaut.

Sie etablierte ein Debt-Capital-Markets-Origination-Team in Zürich, um sowohl das Geschäft mit inländischen Kunden zu erweitern als auch mehr Frankenanleihen von ausländischen Emittenten zu gewinnen. Zusätzlich wechselte im Herbst 2023 Rosario Clemente an die Uraniastrasse. Er war als Co-Chef für Debt Capital Markets Origination Switzerland bei der CS tätig gewesen; finews.ch berichtete darüber.

Erhebliche Marktanteile gewonnen

Die Bemühungen trugen Früchte: Die Deutsche Bank konnte im vergangenen Jahr erhebliche Marktanteile in den verschiedenen Segmenten gewinnen, wie aktuelle Zahlen zeigen, die allerdings mit den beiden Pfandbriefinstituten den grössten und drittgrössten Emittenten ausklammern. Sie steigerte ihr Volumen im Jahre 2024 auf 12,7 Prozent; 2020 betrug der Marktanteil noch 5,4 Prozent. Mit einem Marktanteil von 19,4 Prozent liegt die Deutsche Bank im laufenden Jahr im Markt hinter der UBS mit einem Anteil von 27,9 Prozent auf dem zweiten Platz. Die Zürcher Kantonalbank, die ebenfalls schon lange eine zentrale Rolle im Schweizer Anleihenmarkt spielt, folgt mit einem Anteil von 14,5 Prozent mit deutlichem Abstand auf Platz drei.

Die Deutsche Bank hat es geschafft, sich mit einem eigenen Origination- und Rechtsteam in Zürich als lokaler «Full-Service-Provider» für den Anleihenmarkt zu positionieren. Ein Beleg dafür ist die erste Platzierung einer Anleihe der Stadt Zürich durch eine nicht-schweizerische Bank – eine Doppeltranche über 200 Millionen Franken.

Auch ein Bekenntnis zum Finanzplatz Schweiz

«Es ist natürlich schön zu sehen, dass die Rechnung aufgeht. Dass wir gleich so schnell so viele Marktanteile gewinnen, hätten wir nicht gedacht», sagt Christian Spahn, Head of CHF Debt Syndicate. Letztlich, stellt Clemente fest, sei die Offensive der Deutschen Bank Schweiz auch als ein Bekenntnis zum Schweizer Markt zu verstehen: «Wir sind die einzige Auslandsbank, die alle inländischen Emittentensegmente abdecken kann.»

Die Früchte des Erfolgs sind nicht nur eine stärkere Marktposition, sondern auch eine Auszeichnung: Das Team der Deutschen Bank Schweiz wurde von IFR als «Swiss Franc Bond House of the Year» ausgezeichnet und von CMD Portal als «Best CHF Bookrunner/Dealer» für 2025 prämiiert. «Kaufen kann man sich damit nichts, aber es gibt einem neuen Auftrieb», halten Spahn und Clemente fest.