Ende letzten Jahres hat die UBS ihr Private Banking in Österreich an die Liechtensteiner Bank verkauft. Nun soll sich LGT für eine weiteres Länder-Geschäft der Grossbank in Europa interessieren. Das wirft Fragen nach der Strategie auf.
Die UBS führt offenbar Gespräche über den Verkauf ihres Spanien-Geschäfts an die Liechtensteiner LGT. Dies will die spanische Zeitung «El Espanol» (Artikel bezahpflichtig) aus mehreren Quellen erfahren haben. Wie das Blatt weiter schreibt, soll sich auch die schweizerisch-brasilianische Privatbank J. Safra Sarasin für die spanische Niederlassung der Schweizer Grossbank interessieren.
Bei der UBS hiess es auf Anfrage von finews.ch dazu, Marktgerüchte und Medienspekulationen kommentiere die Bank nicht. LGT wollte sich ebenfalls nicht dazu äussern.
Zuschlag für Österreich
Bereits vergangenen Februar hatte die Agentur «Bloomberg» berichtet, dass das Private Banking der UBS in Spanien zur Disposition stehen könnte. Als Interessenten wurden damals spanische Konkurrenten genannt.
Wie auch finews.ch berichtete, sind sich die LGT, die sich via eine Stiftung in Besitz der Liechtensteiner Fürstenfamilie befindet, und die UBS-Europabank UBS Europe erst kürzlich handelseinig geworden. Die beiden Institute kamen letzten Dezember überein, dass die Vermögen von österreichischen Privatbank-Kunden im Umfang von 4 Milliarden Euro sowie rund 60 UBS-Banker an die Österreich-Tochter der LGT übergehen. Der Kaufpreis wurde damals nicht genannt. Der Abschluss der Transaktion soll im dritten Quartal 2021 erfolgen.
Gross und divers
Wie es nun im Bericht zu Spanien heisst, ist das dortige UBS-Geschäft ungleich grösser als das Österreichische: Es wird auf 9 bis 12 Milliarden Euro geschätzt. Allerdings soll die Kundenbasis divers sein und nicht nur die von der Grossbank am heftigsten umworbenen Superreichen umfassen. Das wird als Grund genannt, warum die Schweizer sich den Abschied überlegen – dies und die offenbar recht magere Ertragsbasis.
Wie allerdings der Geschäftsbereich von UBS Europe fürs Jahr 2019 festhält, zählte Spanien zusammen mit Österreich zu den wenigen europäischen Ländern, in denen die Grossbank profitabel unterwegs war (die anderen profitablen Märkte waren Grossbritannien, die Niederlande und Luxemburg).
Prüfung durch Ralph Hamers hält an
Mit Blick auf die Europa-Strategie der Grossbank wirft das einige Fragen auf. Bekanntlich dauert die Überprüfung der gesamten Grossbank seitens des neuen CEO Ralph Hamers an; entlang von 14 Handlungsfeldern soll der Finanzkonzern in die nächste Geländekammer verbracht werden.
Demgegenüber zeigt der Gewinntrend bei UBS Europe nach unten; ebenso stagnierte zuletzt das für die Grossbank zentrale Vermögensverwaltungs-Geschäft auf dem Kontinent. Das Institut konterte dies in den letzten Jahren sowohl mit Sparmassnahmen wie auch mit Investitionen. So gab die die UBS Hunderte Millionen Franken für eine neue Buchungs-Plattform aus.
Neue Segmente
Die mit der Leitung der Europabank betraute UBS-Managerin Christine Novakovic hat zudem eine weitere Segmentierung der Kunden eingeleitet: Superreiche, Millionäre und vermögenden Privatleute werden gesondert betreut, wobei bei den «unteren» Segmenten stärker auf Standard-Produkte gesetzt werden soll.
Ob sich das schon rechnet, muss sich im Ausweis fürs Jahr 2020 zeigen; dass sich die UBS ausgerechnet aus den Ländermärkten verabschieden könnte, welchen den Ertrag der Europabank stützen, ist hingegen ein verstörendes Zeichen.