Superreiche kehren den USA den Rücken – wo zieht es sie hin?

Wirtschaftliche Unsicherheit, politische Spannungen und sich verändernde globale Machtverhältnisse bewirken eine zunehmende Nachfrage von Vermögenden, insbesondere aus den USA, nach geografischen Alternativen. Doch wohin zieht es sie? Ein neuer globaler Index zeigt die Top-Destinationen für jene, die Sicherheit, Stabilität und Freiheit jenseits ihrer Heimatgrenzen suchen.

Mehr denn je suchen vermögende Privatpersonen nach alternativen Wohnsitz- und Staatsbürgerschaftsoptionen, um ihre finanzielle Zukunft und persönliche Freiheit abzusichern. Dieser Trend ist unter dem Begriff «Investment Migration» bekannt.

Für viele wird Investment Migration zunehmend zur Notwendigkeit statt zum Luxus. Juerg Steffen, CEO von Henley & Partners, einer auf dieses Thema spezialisierten Beratungsgesellschaft, erklärt, dass alternative Wohnsitze und Staatsbürgerschaften heute eine zentrale Säule der strategischen Absicherung für Vermögende sind. Viele verfolgen eine globale Diversifikationsstrategie: «Je mehr unterschiedliche Jurisdiktionen eine Familie nutzen kann, desto geringer ist ihre Abhängigkeit von länderspezifischen, regionalen und globalen Risiken – und umso sicherer ist sie langfristig aufgestellt.»

Globale Diversifikation

Christian H. Kälin, Experte für internationales Einwanderungs- und Staatsbürgerschaftsrecht sowie Chairman von Henley & Partners, ergänzt: «Für Investoren ist eine alternative Staatsbürgerschaft oder ein alternativer Wohnsitz eine einzigartige Investition, die ihnen persönlich eine ebenso globale Diversifikation ermöglicht wie ihre Anlageportfolios.»

Daten von Henley & Partners zeigen eine erstaunliche Nachfrage unter US-Staatsbürgern. Im Jahr 2024 waren sie für 23 Prozent aller bearbeiteten Anträge verantwortlich. Dies entspricht einem Anstieg um 1'000 Prozent im Vergleich zu 2019. Auch im Vereinigten Königreich ist das Interesse auf Rekordniveau gestiegen: 2024 gab es von dort 57 Prozent mehr Anträge als im Vorjahr.

Rekordzahlen

Für 2025 wird prognostiziert, dass insgesamt 142'000 vermögende Personen ihren Wohnsitz verlagern werden – ein neuer Höchstwert.

Doch wohin zieht es sie? Die neu veröffentlichten Global Citizenship Program Index 2025 und Global Residence Program Index 2025 von Henley & Partners zeigen die gefragtesten Destinationen für den Erwerb einer Staatsbürgerschaft oder eines Wohnsitzes durch die entsprechenden, von den Staaten angebotenen Programme..

Herausragende Ergebnisse:

  • Österreich und Malta führen im Global Citizenship Program Index bei der visafreien Reisefreiheit.
  • Die Schweiz, Hongkong und Australien dominieren den Residence-Index, da dort keine Vorabinvestitionen erforderlich sind.
  • Monaco und die Vereinigten Arabischen Emirate sind Spitzenreiter in Bezug auf vorteilhafte Steuerregelungen.
  • Ungarn und Costa Rica sind als Neuzugänge unter den Top 10 der Wohnsitzprogramme vertreten, was die veränderten Präferenzen der Investoren widerspiegelt.

Zum zehnten Mal in Folge sichert sich Malta den ersten Platz im Global Citizenship Program Index mit 76 von 100 möglichen Punkten. Das Mittelmeerland bietet mit seinem «Granting of Citizenship for Exceptional Services by Direct Investment»-Programm eine beschleunigte Route zu einer EU-Staatsbürgerschaft – Voraussetzung dafür sind wirtschaftliche Beiträge und eine  Aufenthaltsdauer von mindestens 12 bis 36 Monaten.

Neuzugang: Nauru

Auf Platz zwei folgt Österreich (75 Punkte), während Grenada (69 Punkte) sowie Antigua und Barbuda (67 Punkte) die weiteren Spitzenplätze belegen. Eine besondere Überraschung: Nauru, wo das Programm erst kürzlich aufgelegt wurde, steigt direkt auf Platz fünf ein. Der Inselstaat, im Nordosten von Australien gelegen, vermarktet seine Staatsbürgerschaft als Instrument zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten im Südpazifik.

Bei den Wohnsitzprogrammen erklimmt Griechenland den Spitzenplatz im Global Residence Program Index mit 73 von 100 Punkten. Aufgrund der vergleichsweise geringen Investitionsanforderungen bei gleichzeitigem Zugang zum Schengen-Raum hat das griechische Golden-Visa-Programm Portugal überholt, das zuvor fast ein Jahrzehnt lang dominierte.

Wohnsitzprogramme: Griechenland vor der Schweiz

Die Schweiz folgt mit 72 Punkten auf Platz zwei, während Portugal, Italien und das Vereinigte Königreich mit jeweils 70 Punkten den dritten Rang teilen.

Weitere gefragte Destinationen sind Australien, Kanada und Spanien (jeweils 69 Punkte) sowie die Vereinigten Arabischen Emirate (68 Punkte), die mit ihrer offensiv ausgebauten Golden-Visa-Initiative gezielt Top-Investoren und Unternehmer anlocken.

Über 100 globale Möglichkeiten

Die beiden Berichte für 2025 analysieren die 40 relevantesten von insgesamt rund 100 Wohnsitz- und Staatsbürgerschaftsprogrammen weltweit.

Unabhängige Experten bewerten jedes Programm anhand von zehn Schlüsselkriterien, darunter Reputation, visafreie Reisemöglichkeiten, steuerliche Auswirkungen, Investitionsanforderungen und Effizienz des Antragsverfahrens.