Die Credit Suisse hat Michel Degen vorläufig seiner Funktionen enthoben, wie finews.ch erfahren hat. Der Schweiz- und Europachef im Asset Management der Bank gehörte zu den Architekten der Greensill-Fonds bei der Grossbank.
Nach dem Beschluss zur Abwicklung der Greensill-Fonds mit rund 10 Milliarden Dollar Vermögen folgen bei der Credit Suisse (CS) nun die personellen Massnahmen. finews.ch hat Kenntnis von einem internen Schreiben aus der Feder von Eric Varvel, seines Zeichens Chef CS Asset Management.
Dem Memo zufolge werden Michel Degen sowie zwei für die Greensill-Fonds zuständige CS-Kader vorläufig ihrer Funktionen enthoben.
Interim-Manager eingesetzt
Degen amtete bislang als Schweiz und Europachef von CSAM. Diese Aufgaben übernimmt ad interim Filippo Rima, zusätzlich zu seiner Leitung des Aktienfonds-Geschäfts in der Schweiz und Europa. Alexandre Bouchardi wiederum obliegt neu die Oberleitung des Anleihen-Fondsgeschäfts in Europa und der Schweiz.
Degen gilt als einer der Architekten der Greensill-Franchise bei der Grossbank. Wie finews.ch recherchierte, wurde Degen vom Ex-GAM-Chef David Solo mit Lex Greensill, dem Gründer von Greensill Capital, bekanntgemacht. Es folgte ab 2017 der Aufbau von vier sogenannten Supply Chain Finance Fonds, welche die CS nun schliessen und abwickeln musste.
Verwicklungen mit Softbank
Schon vergangenen Sommer musste Degen und die Bank bei den Greensill-Fonds korrigierend eingreifen. Damals sorgten die diversen Verbindungen zwischen dem japanischen Technologiekonzern Softbank und Greensill sowie den Fonds der CS für Schlagzeilen. Auf vermutete Interessenskonflikte agierten die Parteien mit einem Schnitt: Softbank zog sich letzten Juli aus den Greensill-Vehikeln der Schweizer Grossbank zurück.
Dennoch – und trotz vorgängiger Warnzeichen – bewarb die CS ihre gemeinsam mit Greensill Capital verwalteten Fonds noch Ende 2020 als Erfolgsgeschichte. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Dringlich ist stattdessen die Frage, wer die allfälligen Verluste in den CS-Greensill-Fonds trägt: Die Versicherer, die teils für die Investierbarkeit des Fondsinhalte bürgten, die Investoren – oder am Ende doch die Grossbank?
Auszahlungen haben begonnen
Die CS hat begonnen, überschüssige Barmittel aus den vier geschlossenen Fonds an Investoren zu verteilen. Ebenfalls ist die Bank zuversichtlich, einen Kredit von 140 Millionen Dollar, den sie Greensill Capital gewährt hatte, rückerstattet zu erhalten. Dies, obwohl die Firma in Grossbritannien Insolvenz angemeldet hat.