Die Credit Suisse hat gegenüber Investoren der Greensill-Fonds immer den Versicherungsschutz hervorgehoben. Doch um diesen gibt es viele Fragezeichen. Die Verluste könnten bei der Credit Suisse hängenbleiben.
Im Zusammenhang mit der Schliessung der Greensill-Fonds der Credit Suisse (CS) bleibt eine Frage unbeantwortet: Wer steht für die Verluste gerade? Da Greensill Capital in der Involvenz ist, sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Infrage kommen die Versicherer der Kreditrisiken, die Investoren selber, die Steuerzahler in Deutschland – oder die CS.
Die Schweizer Grossbank hat in ihren Dokumentationen zu den Greensill-Fonds immer darauf hingewiesen, das die Kreditrisiken durch Versicherer mit hohen Ratings abgedeckt seien.
81,5 Prozent – voll versichert?
Doch daran gibt es Zweifel. Erstens ist die Zahl der Versicherer überschaubar. Im Sommer 2020 waren es gemäss eines CS-Produktebeschriebs noch Insurance Australia, Tokio Marine, Euler Hermes sowie mit Anteilen von unter 1 Prozent die Schweizer Zurich sowie HCC International Insurance. Im Factsheet vom Juni 2020 gibt die CS eine Versicherungsdeckung von 81,5 Prozent an, schreibt aber weiterhin, das Portfolio sei «voll versichert».
Tatsächlich steht derzeit der Versicherungsschutz der Fonds, das heisst der von Greensill Capital gekaufte Schutz, im Fokus. Nachdem Greensill am Montag die Insolvenz angekündigt hatte, stürzte die Aktie von Insurance Australia (IAG) ab.
Das Unternehmen gab anschliessend ein Statement ab, es habe keine direkten Berührungspunkte im Zusammenhang mit an Greensill verkauften Versicherungs-Policen. IAG habe das «Exposure» durch Rückversicherungen weitgehend gedeckt und ausserdem im April 2019 die Tochtergesellschaft BBC mitsamt der Greensill-Policen an Tokio Marine verkauft.
Richter lehnte Antrag von Greensill ab
Notabene war es der Versicherer Tokio Marine gewesen, der das Greensill-Gebäude zum Einsturz brachte. Vergangenen Juli hatte Tokio Marine der Fondsfirma Greensill Capital den Versicherungsschutz, nachdem ein Underwriter bei BCC die Risikolimiten massiv überschritten hatte. Die CS konnte in der Folge in keine der von Greensill herausgegebenen Kreditpapiere investieren – was zur Schliessung der Fonds und der Greensill Bank in Deutschland führte.
Greensill Capital hatte zu Beginn dieser Woche vergeblich versucht, über einen richterlichen Beschluss IAG zu zwingen, ein Kreditportfolio über 4,6 Milliarden Dollar doch noch zu versichern.
Es wird eine zähe juristische Auseinandersetzung über diesen Versicherungsschutz geben. Juristen werden akribisch auseinanderdividieren, welcher Versicherer wann welche Police für Greensill Capital geschrieben hat und welche spezifischen Bedingungen dafür gegolten haben. Das Ziel dieser Juristenschlacht ist es nicht zuletzt, die finanzielle Verantwortung weiterzureichen respektive abzuschieben.
Bleibt's an der CS hängen?
John Kempton von Bronte Capital, einem bekannten Hedgefonds, schrieb nun in einem jüngst veröffentlichten Blogpost, es werde mit grosser Wahrscheinlichkeit die CS sein, die bezahlen werden müsse.
In den Kundendokumentationen sei bis zuletzt von Versicherungsschutz die Rede gewesen. Nun stelle sich heraus: Sowohl das Fonds- als auch das Versicherungs-Exposure sei vor allem auf eine Firma konzentriert gewesen, nämlich Greensill Capital.
Da dort nichts mehr zu holen sei, blieben die Versicherer IAG oder Tokio Marine, die Greensill Bank beziehungsweise die deutsche Einlagensicherung – oder die Schweizer Grossbank. Die CS-Fonds wiesen zuletzt ein Volumen von 10 Milliarden Dollar Kundengeldern aus. Mit Rückzahlungen von überschüssigen Barmitteln in den Fonds hat die CS bereits begonnen.