Fast hat es so ausgesehen, als würden Hedgefonds-Manager von Computern aus dem Markt gedrängt. Dann ist Corona gekommen.
Im Match Mensch gegen Maschine steht es dieses Jahr 1:0 – wenigstens in der Hedgefonds-Szene. Die Fondsmanager aus Fleisch und Blut erhielten jedoch unerwartete Hilfe: Für einige von ihnen erwiesen sich die Folgen der Coronakrise als wahrer Segen, während die Pandemie die Algorithmen-basierten Investoren, die sogenannten Quants, kalt erwischte.
Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, stehen gefeierte Quant-Strategien wie die 60-Milliarden-Dollar-schwere Renaissance Technologies mehr als 30 Prozent im Minus; in der Schweiz wurde das von der Grossbank Credit Suisse gesponserte Quant-Startup Simag nach einer Underperformance vergangenen Oktober mit einer anderen Fondsgesellschaft fusioniert.
Bill Ackman auf dem hohen Ross
Hingegen schwangen einzelne von Menschen verwaltete Hedgefonds im Jahr 2020 obenaus. Die von Star-Fondsmanager Bill Ackman geführte Finanzinvestorin Pershing Square rentierte mit 66 Prozent; auch eine Strategie der amerikanischen UBS-Hedgefonds-Gesellschaft O’Connor legte um 37 Prozent zu.
Die Erklärung dafür ist rasch gefunden: Die Hedgefonds-Manager bekamen in der Coronakrise endlich das, was sie sich seit Jahren wünschen – viel Panik und Schwankungen an den Börsen, sowie dank dem Einschreiten der Notenbanken massig Liquidität. Die Rechner wurden hingegen von einer Situation überrascht, die es so noch nie gegeben hat und auf die sie darum nicht vorbereitet waren.
Ein Hedge-Experte resümierte gegenüber «Bloomberg»: «Computer mit Daten aus fünf Jahrzehnten zu füttern, die dann im hier und jetzt keine Rolle mehr spielen, erscheint mir als reichlich nutzlos.»
Hohe Gebühren lassen sich kaum rechtfertigen
Allerdings ist die Branche als Ganzes nicht aus dem Schneider, im Gegenteil: Das Gros der Akteure schnitt in den letzten Monaten medioker ab, Analysefirmen gehen von einer durchschnittlichen Bandbreite von 0,4 bis -4 Prozent aus. Damit lassen sich die hohen Gebühren der Fonds immer weniger rechtfertigen.
Derzeit verwalten weltweit rund 8'000 Hedgefonds ein Vermögen von 3'300 Milliarden Dollar – diese Zahlen dürften 2021 weiter dahinschmelzen.