Marco Bizzozero, der frühere Chef der Deutschen Bank in der Schweiz, will mit der Unicredit in Europa hoch hinaus. Um die Schweiz macht er dabei einen grossen Bogen.
Die italienische Grossbank Unicredit hat sich im Private Banking bislang nicht als europäisches Powerhouse einen Namen gemacht. Seit Marco Bizzozero (Bild) im vergangenen Jahr dort die Leitung des Wealth Managements übernommen hat, soll sich das ändern.
«Unser Ziel ist es, nach verwaltetem Vermögen europaweit zu den Top 5 im Wealth Management zu gehören», benennt Bizzero im Interview mit dem deutschen «Private Banking Magazin» sein Ziel. Im Interview wird zudem deutlich: Bizzozero will dieses Ziel erreichen, indem er einen grossen Bogen die Schweiz macht, immerhin der grösste Private-Banking-Markt der Welt.
170 Milliarden Euro Kundenvermögen
Diesen und die harte Konkurrenz kennt der frühere UBS-Banker und Chef der Deutschen Bank (Schweiz) natürlich aus dem Effeff – und somit auch die Stärken und Schwächen der Schweizer Anbieter, welche Unicredit auf dem Weg zum bedeutenden Wealth Manager im Wege stehen.
Auf rund 170 Milliarden Euro beziffert Bizzozero die verwalteten Vermögen der Unicredit allein in den Kernmärkten Italien, Deutschland und Österreich.
Starke Flächenpräsenz
Zum Vergleich: Die UBS betreut in ihrer in Frankfurt angesiedelten Europa-Bank, wo die Geschäfte von Deutschland sowie 22 europäischen Niederlassungen zusammengefasst sind, 128 Milliarden Euro verwaltete Vermögen. In der Schweiz gebuchte Offshore-Gelder sind da nicht mitgerechnet, würden die Zahl aber multiplizieren.
Die Stärke von Unicredit liegt denn auch nicht im Verwalten von Offshore-Gelder, sondern in der stärken Flächenpräsenz in den genannten Kernmärkten, wie Bizzozero sagt. Der Vorteil der Unicredit: Sie wird nicht als ausländische Grossbank wahrgenommen, da sie in Deutschland auf ihre Tochter Hypovereinsbank und in Österreich auf die Schoellerbank zählt.
Trennung von Marke und von Kunden
Das sei ein Riesenvorteil, so Bizzozero. Die Bank macht einen Unterschied zwischen Private Banking und Wealth Management: Das Private Banking ist für Kunden mit 1 bis 5 Millionen Euro Vermögen zuständig, was darüber liegt, kommt ins Wealth Management.
Punkto Marke besteht auch hier eine klare Trennung. In Italien kümmert sich die Wealth-Management-Tochter Cordusio um die vermögende Kundschaft, in Österreich ist es die Schoellerbank. In diesen Ländern wird das tiefere Segment Private Banking direkt von der Unicredit betreut, während in Deutschland beides von der Hypovereinsbank kommt.
Das alles ergibt ein Netz von 200 Standorten mit über 1'000 Kundenbetreuern, wie Bizzozero sagt. Macht er einen Bogen um die Schweiz, trifft er dennoch auf Schweizer Konkurrenz – und dies vor allem in Deutschland.
Hartes Brot in Deutschland fressen
Dort fressen Schweizer Anbieter vor Ort weiterhin hartes Brot. Die Credit Suisse hat sich bereits vor Jahren aus dem deutschen Private-Banking-Markt physisch verabschiedet, auch J. Safra Sarasin strich die Segel. Die UBS strich ihr Niederlassungsnetz auf sechs Filialen zusammen und bekundet anhaltende Wachstumsschwierigkeiten.
Julius Bär hat die UBS punkto Niederlassungen im vergangenen Jahr überholt, Vontobel und Pictet fahren eine Strategie der geringen Präsenz im grössten Wealth-Management-Markt Europas.
Wozu nach Asien?
Bizzozero kann hier mit ganz anderen Grössenordungen aufwarten. Die Hypovereinsbank unterhält in Deutschland über 60 Standorte, er kann somit auf eine kleine Armee von 230 Kundenberatern zählen. Mit rund 45 Milliarden Euro verwalteten Vermögen kann sich der frühere Schweiz-Banker zu den Marktführern in Deutschland zählen. Mit Blick auf die Schweizer schliesst Bizzozero: «Wir müssen für Wachstum nicht nach Asien gehen.»