Die Privatbanken in der Schweiz sind seit Jahren auf dem absteigenden Ast, wie eine Studie von KPMG zeigt. Der Mut zur Veränderung fehlt ebenso wie neue Ideen – weshalb man die Existenzberechtigung vieler Institute in Frage stellen kann.
Die Anzahl der Privatbanken in der Schweiz sinkt seit Jahren. Im Jahr 2010 gab es noch 163 Institute, Ende Juni 2019 waren es bloss noch 101 – und diese stehen im Durchschnitt schlecht da, wie eine Studie von KPMG zeigt.
Es gelingt den Banken nicht, effizienter zu werden und um die verwalteten Vermögen zu steigern, sind sie auf Marktbewegungen angewiesen, so die Analyse der KPMG-Berater. Das Wachstum aus eigener Kraft über den Gewinn neuer Kundengelder bleibt derweil hinter dem Marktpotenzial zurück – die Privatbanken verlieren also Marktanteile.
Akut gefährdet
Diese nun seit Jahren anhaltende rückläufige Entwicklung führt die Berater von KPMG nun zu einem radikalen Schluss. «Ökonomisch braucht die Schweiz nicht mehr als 20 Privatbanken», sagte Philipp Rickert, einer der beiden KPMG-Partner, welche die Studie gestern Donnerstag vorstellten. Der HSG-Absolvent ist seit 2011 oberster Buchprüfer für Banken und Versicherungen bei KPMG Schweiz.
Das Fazit schliesst sich vor allem aus dem Segment der akut gefährdeten und besonders kleinen Institute mit weniger als 5 Milliarden Franken verwalteten Vermögen. Sie machen mehr als die Hälfte der Schweizer Privatbanken aus und wirtschaften insgesamt weniger effizient als ihre grösseren Konkurrenten. Für KPMG offenbar ein inzwischen überflüssiges Relikt aus vergangenen Zeiten.
Träge Branche
«Ich weiss nicht, wie viele Leute weinen würden, wenn die verschwinden», sagte Christian Hintermann über die 53 kleinen Privatbanken, welche zusammen lediglich 4 Prozent der Kundenvermögen verwalten. «Vielleicht die Leute, die dort arbeiten.»
Dass es trotzdem immer noch 101 Institute gibt, liegt auch daran, dass es über den reinen Profit hinaus Vorteile haben kann, eine Schweizer Bank zu besitzen, wie Rickert zu bedenken gab. Zugleich bleibt die Branche angesichts des eigenen Niedergangs träge.
Keine Ideen
Die Berater machen einen Grund dafür aus: Bei über 40 Prozent der untersuchten Firmen ist immer noch derselbe Chef am Drücker wie im Jahr 2012. Dabei seien frische Perspektiven nötig, um die hiesigen Banker auf neue Technologien, den Übergang der Vermögen an die nächste Generation und ein härteres Wettbewerbsumfeld einzuschwören.
Ohne neue Ideen wird sich der Trend fortsetzen. Seit 2010 ist die Hälfte der Privatbanken mit weniger als 5 Milliarden verwalteten Vermögen verschwunden, während die Zahl der grossen Institute – mit mehr als 25 Milliarden Franken – relativ stabil geblieben ist.
Wachstum nötig
Am besten bestehen im aktuellen Umfeld – mit Ausnahmen – die grössten Institute mit mehr als 100 Milliarden Franken Kundenvermögen. Auch Nischenplayer mit Fokus auf die Schweiz und schlank aufgestellte Ableger von ausländischen Instituten schlagen sich gut.
Eine neue CEO-Generation müsste Ideen einbringen, wie diejenigen Banken wachsen könnten, welche in keine dieser Kategorien gehören. Konkrete Vorschläge sind allerdings Mangelware, auch vonseiten der Unternehmensberater, welche den Generationenwechsel fordern.