Trumps Zölle: Dies sind die Folgen für die Schweiz

Am 2. April wird US-Präsident Donald Trump an dem von ihm ausgerufenen «Liberation Day» weitere Zölle gegen wichtige Handelspartner einführen. Damit will er die vermeintliche Übervorteilung der US-Wirtschaft beenden. Passend dazu hat sich nun eine neue Studie anhand verschiedener Szenarien mit den möglichen Folgen für die Schweizer Wirtschaft befasst.

Die Schweizer Volkswirtschaft sei relativ widerstandsfähig gegenüber den Auswirkungen geopolitischer Schocks, heisst es in einer am Montag veröffentlichten Studie der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH. Bei scharfen und längeren Handelskonflikten sei aber auch sie durchaus verwundbar.

«Käme es zu harten Handelskonflikten zwischen den USA, Mexiko und Kanada sowie zwischen den USA und Europa, würde dies eine klare Rezessionsgefahr für verschiedene Länder, einschliesslich der Schweiz, bedeuten», heisst es in der Studie. Den Autoren zufolge könnten sich dauerhafte Verluste in Höhe von bis zu 1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) pro Jahr ergeben.

Quantitatives Gleichgewichtsmodell

Die Studie analysiert anhand des «KOF Handelsmodells» die Auswirkungen von geopolitischen Verwerfungen auf den internationalen Handel mit Gütern und Dienstleistungen für die Schweiz und andere Länder. Mit dem quantitativen Gleichgewichtsmodell würden alle Auswirkungen der relativen Preis- und Nachfrageänderungen infolge der Zölle erfasst, wie die Unternehmen in ihrer Produktion von Gütern und Dienstleistungen darauf reagieren sowie sämtliche Rückkopplungen auf alle Marktteilnehmer auf die Veränderungen globaler Handelsnetzwerke.

Nicht in das Modell einbezogen würden jedoch Second-Layer-Effekte. Dazu zählen etwa eine sich verstärkende Abwärtsdynamik, strukturelle Änderungen der Investitionstätigkeit, weitergehende Wechselkursveränderungen oder direkte Lieferkettenunterbrüche. Diese Effekte könnten je nach Szenario kleinere oder grössere Effekte haben.

Pharmaindustrie und Maschinenbau besonders betroffen

Zölle in Schweizer Schlüsselbranchen wie zum Beispiel der Pharmaindustrie, dem Maschinenbau oder bei Präzisionsinstrumenten hätten demnach weitreichende Folgen. Davon würde die schweizerische Volkswirtschaft am meisten von allen Ländern auf dem europäischen Festland getroffen.

«Würde die Europäische Union auf allgemeine Importzölle der US-Administration mit umfassenden Gegenmassnahmen, auch gegen die Schweiz, reagieren, entstünden beträchtliche Verluste, die über ein Prozent des BIP steigen können.»

Unter einer solchen Entwicklung würden auch die Volkswirtschaften der USA und in wichtigen Ländern der EU gleich stark oder noch stärker als die Schweiz leiden. Daher sei es unwahrscheinlich, dass solche umfassenden Zollkriege für diese Länder länger durchzuhalten seien.

Handelspolitische Entkopplung

Weitere grössere Verwerfungen seien zudem zu erwarten, wenn es aufgrund der geopolitischen Auseinandersetzungen zu einer rasch fortschreitenden handelspolitischen Entkopplung zwischen einer westlichen Sphäre, einschliesslich der Schweiz, und einer Sphäre mit China im Zentrum kommen würde. Genannt werden dabei etwa Engpässe bei kritischen Rohstoffen oder Computerchips. In einem solchen Fall rechnen die Volkswirte sogar mit einer Weltwirtschaftskrise.

«Die Schweizer Volkswirtschaft ist resilient und verletzlich zugleich», lautet das Fazit von Hans Gersbach, dem Co-Direktor der Forschungsstelle. Die Studienergebnisse könnten eine Diskussionsgrundlage bieten, wie die wirtschaftliche Resilienz der Schweiz gestärkt werden kann und welche Rolle der Staat in diesem Prozess spielt.

Als zentrale politische Stellhebel werden dabei Freihandelsabkommen zur Förderung von Diversifikation und Risikominderung gesehen, die Rahmenbedingungen zur Versorgungssicherheit sowie der staatliche Beitrag zu einem widerstandsfähigen Innovationssystem.