Die UBS hält an den Wachstumsambitionen in China fest. Dabei erweisen sich nicht nur der Handelskrieg mit den USA und die Proteste in Hongkong als Herausforderung.
Die UBS baut ihre Präsenz in China seit Jahren aus. Anfang 2016 kündigte CEO Sergio Ermotti an, dort in fünf Jahren 600 Leute einstellen zu wollen. Letzten Herbst bekam die Bank dann die Bewilligung, die Mehrheit an einem Gemeinschaftsunternehmen vor Ort zu übernehmen. Die Schweizer waren die ersten, denen solches gelang.
Auch wenn sich die Lage in China mittlerweile deutlich eingetrübt hat, sucht die Schweizer Grossbank mit Hochdruck nach Investmentbankern für das chinesische Festland, wie David Chin in einem Interview mit dem britischen Branchenportal «Efinancialcareers» sagte. Chin ist bei der UBS seit zwei Jahren für die Beratung von Unternehmen bei Übernahmen, Börsengängen und ähnlichen Geschäften in der Region Asien-Pazifik zuständig.
Langsameres Wachstum
Chin (Bild unten) leitet den Bereich von Hongkong aus, wo seit bald drei Monaten Proteste gegen die Zentralregierung in Peking stattfinden. Trotzdem erwähnt er die Turbulenzen mit keinem Wort. Auch abgesehen von den Problemen vor den Büros der Grossbank in Hongkong hat sich das Umfeld für die Banken in China eingetrübt.
«Es gibt eine wirtschaftliche Verlangsamung, es wurden Kapitalverkehrskontrollen eingeführt und Spannungen mit den USA über den Handel», sagte Chin. «In der ganzen Industrie wachsen die Einnahmen im asiatischen Investmentbanking nicht mehr so schnell wie früher.»
Banker wollen nicht nach China
Doch trotzdem fällt Chin, der etwa 15 Prozent bis 20 Prozent seiner Zeit für HR-Themen aufwendet, die Suche nach guten Leuten in China schwer. «In China versuchen alle, einander die Leute abzuwerben», sagte er im Interview mit «Efinancialcareers».
Dabei sei es nicht leicht, die geforderte Qualität vor Ort zu finden. Und diejenigen Banker in Hongkong, die Mandarin beherrschen, wollen oft nicht nach Shanghai, Peking oder Shenzhen ziehen, wo die UBS auf dem chinesischen Festland präsent ist.
Übermächtige Konkurrenz
Dabei muss die Schweizer Bank in China ordentlich zulegen, wenn sie langfristig mit den lokalen Platzhirschen mitziehen will. Diese sind etwa acht bis zehn Mal grösser als die UBS, deren Vorteil der internationalen Vernetzung nicht ewig halten wird.
Gleichzeitig leidet die Bank unter ihrer – im Vergleich zu anderen westlichen Banken starken – Präsenz in China. Die negativen Schlagzeilen im Zusammenhang mit der kommunistischen Weltmacht dürften mit ein Grund dafür sein, dass die UBS-Aktie zur Zeit so wenig wert ist wie seit sieben Jahren nicht mehr.