Die Grossbank UBS steht grundsolide da, schreibt Gewinne, zahlt Dividenden und nun dies: Die Aktie ist am Mittwoch unter die Marke von 10 Franken gefallen. Was steckt dahinter?
Punkt 13.00 Uhr ist es geschehen: Die UBS-Aktie ist am Mittwoch unter die Marke von 10 Franken gefallen. So schwach war die UBS letztmals im Juli 2012 gewesen und davor im Frühjahr 2009. 8.20 Franken ist der historische Tiefkurs der Aktie der grössten Schweizer Bank – und des grössten Wealth Managers der Welt.
Im Frühjahr 2009 durchlebte die Bank ihre grösste Krise ihres Bestehens, im Sommer 2012 war der UBS dann hoher Kapitalbedarf nachgesagt worden. Triftige Gründe für Investoren, die Aktie auf den Markt zu werfen.
Die Bank wirtschaftet solide
Doch nun sind wir im dritten Quartal 2019, die UBS ist solide kapitalisiert und vordergründig nicht mit echten Bedrohungsszenarien konfrontiert, welche ihre Gewinnkraft effektiv angreifen könnten.
Und doch wird die UBS attackiert. Anders lässt sich der anhaltende und scheinbar grundlose Kurszerfall nicht erklären. Der in der Regel gut informierte Börsenbeobachter «Cash Insider» schrieb am gestrigen Dienstag mit Bezug auf Informanten in New York, amerikanische Leerverkäufer hätten die UBS ins Visier genommen.
Der Grund dafür ist allerdings nicht klar. Für professionelle Shortseller, meist sind es Hedgefonds, braucht es auch keinen echten Grund für Wetten auf noch tiefere Kurse. Es genügt die schnell gemachte Analyse, dass bei der UBS-Aktie seit geraumer Zeit der Wurm drin ist.
Die Summe negativer Einflüsse
Auch finews.ch hat dies mehrfach festgestellt und zuletzt auch vergangene Woche vertieft analysiert. Es scheint schlicht die Summe negativer oder potenziell negativer Einflüsse und Faktoren zu sein, welche den Investoren das Vertrauen in die UBS entzieht.
Der offene Gerichtsfall mit Frankreich, das jüngste Bundesgerichtsurteil zur Datenlieferung französischer UBS-Kunden, der hängige RMBS-Fall in den USA, mögliche Steuerkonflikte mit weiteren Ländern – das sind alles mehr als blosse Nadelstiche.
Schwächen sind offen vorhanden
Eine tiefere Analyse zeigt auch anhaltende operative Schwächen bei der Grossbank, namentlich in ihrer Paradedisziplin Wealth Management. Dort zeitigt der Zusammenzug zu einer globalen Einheit bislang viel zu wenig Effizienz- und Synergiegewinne, während sich CEO Sergio Ermotti standhaft weigert, Kosteneinsparungen und -ziele zu proklamieren. Gleichzeitig leidet das Wealth Management unter Wachstums- und Margenschwäche.
Ist dies noch nicht Grund genug, um die UBS-Aktie einen Bogen zu machen, lässt sich der Fokus auf das Management und den CEO richten. In Ermottis Spitzenteam fehlt es offensichtlich an frischem Wind und Drive.
Nicht alle auf der Höhe
Wealth-Management-Co-Chef Martin Blessing scheint sich in seinem Aufgabenbereich nicht recht wohl zu fühlen. Schweiz-Chef Axel Lehmann segelt das Boot ohne sichtliche Initiative. Zudem ist General Counsel Markus Diethelm nach seinen juristischen Niederlagen angeschlagen.
In diesem Team amtet Ermotti in seinem achten Jahr als ein Chef, der die Bank in ihren Grundfesten zwar gefestigt, von grösseren strategischen Projekten aus Risikoaversion jedoch immer Abstand genommen hat. Ein Ausnahme bildete da der Kauf von UBS-Aktien für 13 Millionen Franken im vergangenen Jahr. Das persönliche Risiko hat sich für Ermotti nicht ausbezahlt.
Seine Zeit als CEO läuft ab – doch ein valabler Nachfolger oder eine Nachfolgerin ist schlicht nicht in Sicht.
All dies spricht nicht für ein Investment in die UBS. Dass der Markt die Grossbank nun aber dermassen abstraft, lässt weitere Fragen offen.