Der Telekomkonzern Swisscom holt fürs Geschäft mit digitalen Investments die Deutsche Börse an Bord. Warum die Schweizer Konkurrentin SIX fehlt – trotz eigener Digitaloffensive.
Swisscom, die Deutsche Börse und das auf eine Kryptobank-Lizenz aspirierende Schweizer Fintech Sygnum gehen eine Partnerschaft ein – zusammen bauen sie ein «Ökosystem» für digitale Anlagen. Dies geht aus einer Mitteilung der drei Partner vom Montag hervor. Das neue Angebot soll die Emission, Verwahrung, den Zugang zu Liquidität und zu Bankdienstleistungen von auf Blockchain-Technologien basierenden Investments beinhalten, wie es weiter hiess.
Zudem entwickeln die Deutsche Börse und Sygnum ein Konzept für den Aufbau eines Schweizer Marktplatzes für die Kotierung und den Handel mit «digital assets». Damit kommt ein wichtiger Baustein hinzu, der dem vom Telekom-Konzern Swisscom dominierten Ökosystem bislang noch fehlte. Denn ohne liquiden und regulierten Handel ist die Anziehungskraft von Kryptoanlagen begrenzt.
Swiss Digital Exchange noch im Aufbau
Wie auch finews.ch berichtete, hat die Swisscom-Tochter Daura kürzlich die erste schweizweit zu Anwendung kommende Kryptoaktie lanciert. Das Angebot richtet sich spezifisch an hiesige KMU, die ihr Aktienregister neu auf der Blockchain-Lösung von Daura führen können. Die Kapitalerhöhung «per Knopfdruck», Dividendenzahlungen und die Abstimmung an Generalversammlungen via die Plattform sollen folgen – und dank der Deutschen Börse und Sygnum bald auch der Handel.
Aufmerken lässt allerdings, dass hier nicht die Schweizer Finanzinfrastruktur-Betreiberin SIX zum Zug gekommen ist. Dies umso mehr, als diese zurzeit mit dem eigenen Projekt Swiss Digital Exchange (SDX) den Börsenhandel auf die Blockchain bringen will. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die SIX dazu auf die Technologie Corda des internationalen Konsortiums R3 setzt, an dem auch die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse beteiligt sind. Die SDX befindet sich allerdings noch im Aufbau.
«Wir reden mit allen»
Bei der Swisscom heisst es dazu, dass man bezüglich des Ökosystems für digitale Anlagen mit allen geredet habe und dies auch weiter tun werde. Ein Antwort der SIX auf Anfrage von finews.ch steht noch aus.
Denkbar wäre allerdings, dass die Deutsche Börse schlicht schneller mit handfesten Zusagen reagierte als die Schweizer Konkurrentin. Zudem zielen die SDX und das Ökosystem rund um die Kryptoaktie von Daura in verschiedene Richtungen. Die SDX will im Wesentlichen bestehendes Börsengeschäft auf die Blockchain übersetzen; Daura baut hingegen ein Angebot, dass als Krypto-Alternative zu den etablierten Wertschriften und Investments steht.
Bestehende Rivalitäten
Nicht ganz von der Hand zu weisen ist indes auch eine gewisse Rivalität zwischen SIX und Swisscom. Der Telekomkonzern dreht bereits als Zulieferer des Swiss Banking ein grosses Rad und dürfte durchaus auch an weiteren Dienstleistungen für die Branche interessiert sein. Die Blockchain-Technologie bietet dazu eine wohl willkommende Gelegenheit.
Die Deutsche Börse wiederum, eine direkte Konkurrentin der SIX, gewinnt mit der Partnerschaft einen festen Brückenkopf in der Schweiz. Wie aus der Mitteilung vom Montag hervorging, beteiligen sich die Deutschen an der Swisscom Tochter Daura sowie an der Firma Custodigit, dem Kryptoverwahrungs-Joint-Venture von Swisscom und Sygnum.