Die Nachfolge von Julius-Bär-Chef Boris Collardi anzutreten, ist Fluch und Segen zugleich. Bernhard Hodler hat es getan. Für wie lange?
Am Mittwoch wird Bernhard Hodler erstmals im Rampenlicht stehen. Dann nämlich wird die Bank Julius Bär ihre Jahreszahlen für 2017 präsentieren. Der seit rund zwei Monaten im Amt stehende CEO wird dabei zwar nichts falsch machen können, zumal die Zahlen sein Vorgänger Boris Collardi (Bild unten) zu verantworten hat und sie dank der Börsenhausse im vergangenen Jahr sehr gut ausfallen werden. Gleichwohl lastet ein enormer Erwartungsdruck auf Hodler.
Denn im Prinzip hat bei den «Bären» nach dem abrupten Abgang Collardis – der zum Konkurrenten Pictet wechselt – eine neue Zeitrechnung begonnen. Nach der aufgedrehten Ära Collardis, in der munter drauflos akquiriert wurde, muss Hodler, der zuletzt Stellvertreter Collardis war, nun eine Stratgie finden, die nicht alles über Bord wirft und dennoch neue Akzente setzt und den veränderten Anforderungen Rechnung trägt.
Ans Aufhören gedacht?
Das wird nicht einfach sein, zumal Hodler (Bild unten) nicht wie sein Vorgänger quirlige 43 Jahre alt ist, sondern im März 58 wird und gemäss «Aargauer Zeitung» bereits ans Aufhören dachte. Der in Twann am Bielersee aufgewachsene Berner hat nach seinem Betriebswirtschafts-Studium immer im Banking gearbeitet, abwechselnd bei der UBS und der Credit Suisse (First Boston), also im Investmentbanking, auch im Ausland, in London und Tokio.
Erst vor 17 Jahren, als er zu Julius Bär stiess, wechselte er ins Private Banking, wo er das Risikomanagement verantwortete und damit auch Einsitz in der Konzern- respektive Geschäftsleitung nahm. Von seinem Naturell her passt Hodler durchaus in dieses Umfeld – nicht nur, weil er in krassem Gegensatz zu seinem Vorgänger stets pünktlich zu allen Treffen und Sitzungen erscheint, sondern auch, weil er als Liebhaber klassischer Musik gilt, was ihn regelmässig von seinem Wohnsitz in Cham ins KKL nach Luzern pilgern lässt. Der Vater dreier erwachsener Kinder betätigt sich zudem im Ausdauersport – als Biker und Skifahrer.
Diskret im Hintergrund
Pünktlichkeit, Kulturverständnis und Ausdauer sind an sich gute Voraussetzungen, um Julius Bär weiterzubringen. Doch die Tatsache, dass er die vergangenen 17 Jahre bei der Bank stets diskret im Hintergrund agierte, warf schon früh – nach seiner Ernennung zum CEO – die Frage auf, ob er nicht eher ein Übergangschef sei, einer also, der dafür sorgt, dass der Laden weiterläuft, bis der «wahre» Nachfolger gefunden ist.
Und nicht ganz überraschend sorgte der Abgang von Jürg Zeltner bei der UBS Ende vergangenen Jahres auch gleich für wilde Spekulationen, wonach dieser mittelfristig neuer «Bär-CEO» werden könnte, wie auch finews.ch berichtete. Doch davon will Hodler partout nichts wissen, wie er im engsten Kreis beharrlich verlauten lässt. Er sei hier, um zu bleiben, definitiv und nicht temporär, sagt der stets entspannt und unaufdringlich wirkende Manager.
Licht und Schatten
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