Mit diesem Anspruch will er das nächste Kapitel der Bank schreiben. Diese Ansage ist insofern interessant, als Julius Bär – trotz Collardis unbestrittenem Leistungsausweis – noch allerhand Pendenzen hat. Oder anders formuliert: Das Wirken des grössten Shooting Stars im Swiss Banking hinterlässt nicht nur Licht, sondern auch Schatten.
Namentlich im Schweizer Heimmarkt, wo Julius Bär zwar einen hervorragenden Ruf geniesst, aber gemessen am Marktanteil noch weit hinter den Möglichkeiten liegt. Offenbar hängt das auch damit zusammen, dass der Bank der Ruf vorauseilt, bloss eine Adresse für Kunden mit mindestens 10 Millionen Franken zu sein.
Hier ortet Hodler enormen Handlungsbedarf, um diese Wahrnehmung möglichst rasch zu ändern und die Bank – sozusagen nach unten – zu öffnen, wie er gegenüber Mitarbeitern bereits verschiedentlich erklärte.
Werbung mit Elektro-Boliden
Zu dieser angestrebten Kundennähe soll auch das erste Formula-E-Rennen im kommenden Juni in Zürich beitragen, wo Julius Bär als bedeutender Sponsor auftritt. Das spektakuläre Autorennen mit den Elektrofahrzeugen erfreut sich bereits in Asien einer grossen Beliebtheit – nun will man diesen Elan in die Schweiz transferieren, wo allerdings Autorennen seit Jahrzehnten einen schweren Stand hatten. Doch gut möglich, dass sich das nun ändert, zumal die Boliden umweltfreundlich unterwegs sind, was dem Zeitgeist – besonders unter Wohlhabenden – durchaus entspricht.
Wie weitere Recherchen von finews.ch ergaben, hat Hodler seine Truppe darauf eingeschworen, dem Anspruch als «pure player» zu agieren, treu zu bleiben und nicht mit Investmentbanking-Finanzprodukten zu liebäugeln, was über kurz oder lang zu einer Verwässerung der Marke Julius Bär als klassische Privatbank führen würde. Das ist ein wichtiges Signal Hodlers, nach den Extravaganzen Collardis, der es verstand, seine Strategie den jeweiligen Opportunitäten anzupassen.
Konkurrenzsituation in Asien
Die klare Positionierung als Privatbank wird in Asien umso wichtiger sein, zumal Collardi dort über ein hervorragendes Beziehungsnetz verfügt, und dieses bei seinem neuen Arbeitgeber Pictet geschickt einsetzen wird, um neue Grosskunden zu gewinnen.
Doch Julius Bär wird dies nicht hinnehmen. «Wir werden unsere Hausaufgaben gemacht haben, bevor er (Collardi) startet und uns mit allen Mitteln absichern, damit wir für unsere Kunden wichtig bleiben», sagte Julius-Bär-Asienchef Jimmy Lee (Bild oben) kürzlich zu finews.ch.
Doch ebenso viel Arbeit erwartet Hodler in Europa, wo die Bank daran ist, mit ihrer Zweigstelle in Luxemburg ihre Position im EU-Raum zu zementieren. Als besondere Herausforderung dürfte indessen der Mailänder Vermögensverwalter Kairos Capital sein, den Julius Bär unlängst vollständig übernahm.
Vergoldete Italiener
Denn die treibende Kraft für diese Akquisition war Collardi, der die Gründer und beteiligten Mitarbeiter des Unternehmens finanziell «vergoldete». Nun, nach seinem Abgang, fragt man sich in Mailänder Finanzkreisen besorgt, wie lange das Kernteam dem übernommenen Unternehmen noch die Stange halten wird.
Stabilität zu wahren, das wird eine der vordringlichsten Aufgaben Hodlers sein, sei das in der Schweiz, in Italien oder in Asien. Diese Priorität rückt auch die Rolle des Verwaltungsrats von Julius Bär in den Vordergrund, zumal dieses bunt zusammengewürfelte Gremium in der Ära Collardis und unter Präsident Daniel Sauter (Bild oben) nicht gerade brillierte, sondern sich eher in den Bann des glamourösen Jungbankers ziehen liess und ihm enorme Freiheiten einräumte.
Verwaltungsrat gefordert
In der Konstellation mit einem neuen CEO, dem die glamouröse Grossspurigkeit seines Vorgängers abgeht, dafür aber ein emsiger und verlässlicher Schaffer ist, kommt dem Verwaltungsrat eine noch grössere Bedeutung zu, damit die Bank ihre Strategie namens «Vision 2020» sozusagen pünktlich umsetzt.
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