Die Julius Bär verliert überraschend ihren CEO Boris Collardi. Nach sehr erfolgreichen acht Jahren an der Spitze der Zürcher Privatbank zieht es ihn nach Genf.
Boris Collardi verlässt die Privatbank Julius Bär per sofort. Der Verwaltungsrat habe seinen Rücktritt zur Kenntnis genommen, teilte Julius Bär am Montag mit. Collardi wechsle zur Genfer Privatbank Pictet. Dort werde er ab Mitte 2018 Co-Chef Wealth Management.
Collardis Aufgaben übernimmt sein Stellvertreter Bernhard Hodler. Im Rahmen einer langfristigen Nachfolgeplanung ist ein Evaluationsprozess eingeleitet worden, wie es weiter hiess. Hodler ist seit dem Jahr 1998 für Julius Bär tätig, derzeit ist er Chief Risk Officer der Bank. Erst im September 2017 wurde Hodler zum Stellvertreter Collardis ernannt.
Rücktritt wird bedauert
Dessen sofortiger Austritt muss für Julius Bär als Verlust bezeichnet werden. Der 43-jährige Romand hat die Privatbank in seinen acht Jahren als CEO entscheidend nach vorne gebracht und die verwalteten Vermögen mehr als verdoppelt. Als Gesellenstück Collardis gilt die Übernahme von Merrill Lynch Wealth Management, welche im Jahr 2015 vollständig vollzogen war.
Diese brachte rund 60 Milliarden Franken zusätzliche Kundengelder, was Julius Bär zu einer globalen Positionierung verhalt und insbesondere in Europa, Südamerika und auch in Indien zu einer erheblichen Stärkung ihrer Marktposition verhalf.
Verwaltungsratspräsident Daniel Sauter liess sich in der Mitteilung zitieren, die Bank sei in einer hervorragenden Verfassung. Collardis Rücktritt werde bedauert. Sein Wechsel zur Genfer Privatbank Pictet, mit rund 183 Milliarden Franken im Wealth Management notabene eine der Konkurrentinnen von Julius Bär, ist überraschend.
Der siebte Teilhaber
Bei Pictet wird er Mitglied des Partner-Gremiums, wie die Privatbank separat mitteilte. Er wird zusammen mit Rémy Best das Wealth Management leiten. Collardi wird damit der siebte geschäftsführende Teilhaber der Bank, die insgesamt rund 480 Milliarden Franken Kundengelder verwaltet.
Gemäss dem Senioritätsprinzip ist Collardi der Junior unter den Partnern, nämlich hinter Nicolas Pictet, Renaud de Planta, Rémy Best, Marc Pictet, Bertrand Demole und Laurent Ramsey.
Gerüchte gab es
Julius Bär hat vergangene Woche in einem Interims-Statement dargelegt, dass die Privatbank weiterhin auf gutem Wachstumkurs liegt und die verwalteten Vermögen in den ersten zehn Monaten auf 393 Milliarden Franken gesteigert hat.
Über einen möglichen Wechsel Collardis nach Genf hat es bereits vor über einem Jahr Gerüchte gegeben, wie finews.ch damals geschrieben hat. Damals stand allerdings ein Wechsel zu Lombard Odier zur Debatte.
Zeitenwende im Private Banking
Nun zog es Collardi zur grösseren Konkurrentin. Die Partnerschaft in einer der grossen Genfer Privatbanken ist sowas wie der Olymp im Wealth Management. Pictet gilt als eine der feinsten Adressen im Banking überhaupt.
Allerdings ist auch die 1805 gegründete Pictet nicht von den Umwälzungen im globalen Vermögensverwaltungsgeschäft verschont geblieben. Auf die steigenden Risiken im Geschäft reagierte die Bank und änderte ihre Gesellschaftsform im Jahr 2014 von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft. Damit war die unbeschränkte Haftung der Teilhaber für die Verbindlichkeiten der Bank abgeschafft.
Diese Zeitenwende bedeutete auch das Ende der vollständigen Verschwiegenheit der Genfer Privatbanken. Pictet veröffentlicht, wie auch Lombard Odier, Angaben zu den Geschäftsergebnissen.