Vollautomatisiertes Anlegen gewinnt langsam an Boden. Und selbst Grossbanken wie die UBS haben sich mittlerweile einen Robo-Advisor umgeschnallt – doch zählen sie nicht zu den Leadern in diesem Sektor.
Als mit Betterment und Wealthfront die ersten Robo-Advisor 2008 in den Markt drängten, wurden sie von Privatbanken nicht wirklich ernst genommen. Mittlerweile haben aber diverse Banken selber einen Robo-Advisor entwickelt oder eingekauft.
Die UBS beispielsweise schob letzten Oktober Smart Wealth an den Start. Die rein digitale Vermögensverwaltung wird seither auf dem britischen Markt getestet, wie auch finews.ch berichtete.
Hierzulande betreibt auch das VZ Vermögenszentrum seit 2012 einen Robo-Advisor und «maschinelle» Vermögensverwaltung bieten auch die Glarner Kantonalbank, Saxo Bank Schweiz, Swissquote, Descartes Finance oder der Vermögensverwalter Truewealth an. Letzterer ging kürzlich eine Kooperation mit der Basellandschaftlichen Kantonalbank ein.
Amerikaner an der Spitze
Die hierzulande tätigen Robo-Advisor sind aber Winzlinge im Vergleich zu ihren weltgrössten Rivalen, was auch mit dem verhältnismässig kleinen Schweizer Markt zu tun hat. Zum Vergleich: Der Zürcher Robo-Advisor-Pionier Truewealth verwaltet gut fünfzig Millionen Franken (Stand Ende 2016).
Gemessen an den verwalteten Kundenvermögen liegt der amerikanische Asset Manager Vanguard Personal Advisor Services mit 65 Milliarden Dollar mit grossem Abstand an der Spitze, wie eine aktuelle Grafik erstellt vom britischen Branchenportal «Business Insider» zeigt. Dahinter folgen die ebenfalls aus den USA stammenden Schwab Intelligent Portfolios und Betterment mit 16 beziehungsweise knapp 10 Milliarden Dollar.
Der Blick auf die verwalteten Kundenvermögen zeigt, dass die Robo-Advisor-Industrie trotz interessanten Wachstumszahlen noch in den Kinderschuhen steckt. Dies räumt auch Paolo Galvani, Präsident und Mitgründer des britischen Online-Vermögensverwalters Moneyfarm gegenüber «Business Insider» ein. Bereits mit 300 Millionen Dollar an verwalteten Vermögen seit der Gründung 2012 zählt Moneyfarm zu den achtgrössten Robo-Advisorn der Welt.
Banken wagen sich ins Feld
Auffallend ist auch, dass sich unter den grössten Robo-Advisorn der Welt ausschliesslich Asset Manager beziehungsweise Vermögensverwalter befinden und keine Banken.
Dies hat auch damit zu tun, dass die Banken eine Kannibalisierung ihres Anlagegeschäfts fürchten. Denn Robo-Advisor arbeiten zu deutlich günstigeren Konditionen Berater aus Fleisch und Blut im klassischen Anlagegeschäft.
Im Retail- und Affluentgeschäft beginnen die Banken nun auf Maschinen zu setzen. Auch deswegen, weil sich ein klassisches Beratungsmodell nicht mehr rechnet. So versucht nicht nur die UBS die minder betuchte Kundschaft via Robo-Advisor zu bedienen, auch Goldman Sachs oder Morgan Stanley tun das.
Offene Architektur oder bloss Vertriebskanal?
Hier stellt sich allerdings die Frage, ob die Robo-Advisors der Banken freien Zugang zu Anlageprodukten Dritter, in der Regel Exchange Traded Funds (ETF), haben oder ob sie bloss als zusätzlicher Vertriebskanal für das eigene Asset Management dienen – oft ist letzteres der Fall.
Das Private-Banking-Geschäft hingegen funktioniert nach wie vor vornehmlich von Angesicht zu Angesicht. Dem Private Banker werden aber vermehrt technische Hilfsmittel an die Seite gestellt. Zum einen um bessere Anlageentscheide zu fällen. Anderseits auch um die Produktivität der Berater zu erhöhen. Dies ist beispielsweise bei Julius Bär der Fall, wie auch finews.ch berichtete.