Abseits des Scheinwerferlichts hat Julius Bär einen Robo-Advisor für die Kundenberater entwickelt. Damit hat die Zürcher Privatbank noch einiges vor, wie finews.ch im Gespräch mit CEO Boris Collardi erfahren hat.
Anlässlich der Bilanzmedienkonferenz vom Mittwoch kündigte Julius-Bär-Chef Boris Collardi die Einführung eines Robo-Advisors an. Gebaut wurde dieser in Zusammenhang mit dem Ende 2015 lancierten Beratungsmodell «Your Wealth» (siehe Grafik).
Der Robo-Advisor liefert den Bär-Beratern eine Reihe von Handlungsempfehlungen für das Rebalancing der Kundenportfolios, jeweils basierend auf Veränderungen im Markt. Die Beratung soll dadurch besser und schneller erfolgen, erklärte Collardi gegenüber finews.ch.
Produktivität steigern
Gleichzeitig hofft die Zürcher Privatbank, die Produktivität der Kundenberater sowie die Margen mittels mehr Transaktionen zu verbessern. Das Problem ist real: Die Bruttomargen sind im zweiten Halbjahr 2016 von 95 auf 88 Basispunkten gesunken – aufgrund geringerer Kundenaktivität, wie es hiess.
Der Robo-Advisor wurde auch vor dem Hintergrund der weiteren Restrukturierung der Kundenportfolios gebaut. Denn wie Julius Bär an der Bilanzmedienkonferenz bekannt gab, werden neu Kundenvermögen unter 1 Million Franken von einem speziellen Desk mit standardisierten Dienstleistungen betreut. Gleichzeitig wurden die Anzahl Märkte reduziert, wo Julius Bär keine kritische Masse erreichen konnte. Dies führe, erklärte Collardi, zu grösseren Kundenportfolios pro Kundenberater.
Hybrides Beratungsmodell
Derzeit steht der Robo-Advisor für Kundenberater auf der Schweizer Plattform zur Verfügung. Im Gleichschritt mit der Einführung der neuen Wealth-Management-Beratungsplattform «Your Wealth» kommt er nun auch in der Region Europa zum Einsatz. Per Ende 2018 soll die Mehrheit der Kunden nach dem neuen Beratungsangebot beraten werden, so der Plan.
Noch steht der Robo-Advisor nur Kundenberatern von Julius Bär zur Verfügung. Allerdings besteht mittelfristig die Absicht, den Robo-Advisor auch den Kunden direkt zugänglich zu machen, liess CEO Collardi durchblicken.
Damit begeht Julius Bär einen ähnlichen Weg wie die Rivalin UBS mit ihrem Beratungsangebot UBS Advice. Der Trend hin zu einer hybriden Anlageberatung – also einer Kombination von Beratern aus Fleisch und Blut und technologischen Hilfsmitteln – gewinnt dabei weiter an Fahrt.