Unlängst hatte der Chef des UBS Wealth Management eine Vermögensverwaltung ohne Berater aus Fleisch und Blut angekündigt. Jetzt lanciert die Schweizer Grossbank den Dienst in Grossbritannien.
Am Rande eines Wealth-Managements-Gipfels im vergangenen Juni in Genf hatte es Jürg Zeltner angekündigt: Seine Division arbeite an einem neuartigen, digitalen Beratungsmodell. Dieses werde einst ganz ohne Banker aus Fleisch und Blut auskommen, stellte der Chef im UBS Wealth Management in Aussicht – ohne mehr über den Dienst zu verraten.
Bereits drei Monate später schafft die Schweizer Grossbank Tatsachen. Unter dem Etikett UBS Smart Wealth rollt sie in Grossbritannien erstmals eine rein digitale Vermögensverwaltung aus, wie das Institut am Montag berichtete.
Pilotversuche in Deutschland und Taiwan
Dies, nachdem kürzlich ein ähnlicher Vorstoss in Deutschland angekündigt wurde, und Anfang Jahr in Taiwan ein Pilotversuch in diese Richtung startete.
Smart Wealth sei nun aber das Angebot, das Chef Zeltner letzten Juni erstmals skizzierte, wie im Umfeld der UBS zu vernehmen war. Zwei Jahre lang habe die Vermögensverwaltung unter ihrem Chief Operating Officer Dirk Klee daran getüftelt, der Dienst sei «von der grünen Wiese» aus neu entwickelt worden.
Auf den ersten Blick bietet der neue Dienst digitale und automatisierte Beratung im Stile eines Robo-Advisor an. Allerdings können Kunden selber zwischen diversen Strategien und Risikostufen auswählen, und die Meinung des UBS-Investmentchefs fliesst in das Produkt mit ein. Lieber als Robo-Advisor hört man bei der Bank denn auch die Bezeichnung «Regulated Advisor».
UBS geht in die Tiefe
Während die UBS bereits mehrere digitale Initiativen im In- und Ausland startete, ist an Smart Wealth vor allem der Zielmarkt neu: Schon ab einem Investment von 15'000 Pfund (rund 18'000 Franken) sind britische Kunden beim Dienst mit dabei.
Bisher interessierte sich die Grossbank ausserhalb der Schweiz nur für schwerreiche Kunden, in Grossbritannien etwa lag die Eintrittsschwelle fürs Private Banking bei rund 2 Millionen Pfund.
Demokratie und tiefere Kosten
Jetzt redet COO Klee von einer «Demokratisierung der Vermögensverwaltung», und die Grossbank geht das bisher aussen vor gelassene Segment der vermögenden «Affluent»-Kunden an. Diese, heisst es bankintern über den Vorstoss, seien bisher «unterversorgt» mit Private-Banking-Diensten gewesen.
Grossbritannien gilt dabei als Markt mit besonders hoher Affluent-Dichte.
Mit UBS Smart Wealth will das Schweizer Institut nun in diese Lücke springen – auf dem digitalen Weg. Denn auf diese Weise kann sie sich einen Grossteil der Strukturen sparen, die sonst nötig wären, um diese Klientel zu erreichen. Mit standardisierten Produkten lassen sich zudem auch die rückwärtigen Kosten relativ tief halten.
Schon im nächsten Jahr in Asien
Noch besser: Das Angebot lässt sich auch unkompliziert in stets neuen Märkte übertragen. Deshalb war intern zuweilen auch vom «Attacker-Modell» die Rede, wie finews.ch berichtete.
Laut der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schwebt der UBS genau dies vor. So soll die digitale Beratung nach Europa und im nächsten Jahr nach Asien getragen werden.
Das hohe Tempo der Ankündigungen rund um digitale Angebote bei der UBS selber zeigen, dass die Bank dabei nichts anbrennen lässt. Die Konkurrenz ist den Schweizern nämlich dicht auf den Fersen – eben lancierte die spanische Santander in Deutschland einen eigenen Robo-Advsior.