In seinem neusten Aktionärsbrief versetzt sich Larry Fink in seine Jugendzeit zurück. Dabei gewinnt der Mitgründer des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock überraschende Einsichten.
Der zwölfjährige Larry, der in den 1960er-Jahren nahe Los Angeles als Sohn eines Schuhmachers aufwuchs und am Bach Schlangen fing, hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass er im Jahr 2017 den weltgrössten Vermögensverwalter präsidiert.
Das ist nun Realität. Die amerikanische Firma Blackrock verwaltete Ende 2016 mit 13'000 Angestellten mehr als 5'000 Milliarden Dollar – so viel wie kein anderer Asset Manager der Welt. Ganze 202 Milliarden Dollar strömten dem Giganten allein im vergangenen Jahr zu.
Computer so gross wie ein Zimmer
Doch nicht das findet der Präsident Laurence Douglas «Larry» Fink heute am erstaunlichsten. Im Rückblick auf sein zwölfjähriges Ich wundert er sich vielmehr darüber, wie damals ein Telefonanruf nach Übersee 20 Dollar kosten konnte. Oder wie ein Computer ein ganzes Zimmer füllte.
Die Welt, schreibt Fink in seinem diesjährigen Brief an die Investoren, habe sich seit 1960 für Millionen von Menschen zu einem anspruchsvolleren, gesünderen, besser vernetzten Ort mit mehr Wohlstand verändert. Doch gegenüber der Welt, die der zwölfjährige Larry bewohnte, habe auch das Gefühl von Frustration und Leere zugenommen.
Darum, warnt Fink, sei das Umfeld für die Blackrock-Investoren so herausfordernd wie nie. Das sind Finks Einsichten:
1. Die Sparer werden im Stich gelassen
Mit der Kombination aus globalem Wirtschaftswachstum und medizinischem Fortschritt habe sich die Lebenserwartung stark erhöht, stellt der Blackrock-Gründer fest. Doch die Altersvorsorge habe mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Vielmehr klafften in den Pensionsfonds grosse Lücken, während in der Wirschaft der kurzfristige Gewinn über alles gestellt werde.
Die Folge sei Unsicherheit unter den Berufstätigen, so Fink. Und diese Unsicherheit schlage schnell einmal in Zukunftsängste und Frustration um.
2. Die Vermögensverwalter machten einen schlechten Job
Angesichts volatiler Börsen, undurchsichtiger politischer Lage und Vorsorgelücken wüssten die Vorsorgesparer viel zu wenig übers Anlegen, enerviert sich Fink. Das sei auch der Fehler der Anlageprofis, hält er seiner Branche den Spiegel vor.
Vermögensverwalter hätten in der Vergangenheit bei der Ausbildung der Anleger oftmals einen «schlechten Job» gemacht.
3. Panik statt neue Perspektiven
Die Schlagzeilen vom schnellen Geld erreichten die Investoren heute auf allen Kanälen, angefeuert von den Medien, die entweder über Haussen oder aber über Crashes berichteten, beobachtet der Blackrock-Präsident. Gerade bei Kleinanlegern führe das eher zu Panik als zu neuen Perspektiven.
4. Am Ende zählt nur das Resultat
Das Asset Management definiere sich traditionell als der Verkauf von Produkten, schilt Fink seine Zunft. Das sei der falsche Ansatz. Stattdessen müsse die Branche Ziele verkaufen und diese im Dialog mit den Kunden erarbeiten.
Wie auch finews.ch berichtete, forciert Blackrock deshalb auch in der Schweiz die Portfolio-Beratung.
5. Aktiv versus passiv ist passé
Die Branche wird derzeit vom Boom der Passivprodukte, den Blackrock mit der Tochter iShares anführt, auf den Kopf gestellt. Doch der Präsident der Passivschmiede denkt schon weiter.
Die Branche, empfiehlt Fink, müsse die Dichotomie hinter sich lassen und zu Lösungen übergehen, welche die Vorzüge der beiden Lager vereinen. Fink zufolge sind das etwa Smart-Beta oder Faktor-Produkte.
6. Die Macht vernünftig nutzen
Blackrock ist nicht nur der grösste Vermögensverwalter der Welt. Die Firma ist als Eignerin von Firmen auch die Mächtigste. Bei zahlreichen Schweizer Konzernen zählen die Amerikaner zu den wichtigsten Aktionären, agieren jedoch in den meisten Fällen hinter den Kulissen.
Laut Fink nimmt der «schwarze Felsen» Blackrock aber seine Verantwortung wahr: Das Unternehmen setze sich für ein langfristiges und vernünftiges Geschäften ein.