Die Blockchain-Technologie werde schon bald erste wichtige Anwendungen in der Finanzbranche hervorbringen, sagt UBS-Innovationschefin Veronica Lange im Gespräch mit finews.ch.
Die Blockchain wird auf derselben Stufe mit einst so bahnbrechenden Innovationen wie dem Computer oder dem Internet verglichen. Für die Finanzbranche bietet diese neue Technologie jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren.
«In ein bis zwei Jahren wird die Finanzbranche erste relevante Applikationen und Anwendungsfälle mit Blockchain-Technologie haben», sagte Veronica Lange, Leiterin Innovation bei der UBS, am «stars»-Symposium vom vergangenen Wochenende in Stein am Rhein.
Damit nannte Lange eine Ausgangslage an, wovor viele Finanzinstitute zittern, nämlich mittelfristig von der Blockchain verdrängt zu werden – einfach, weil man die Banken dann in manchen Bereichen schlicht nicht mehr benötigt.
Breiter Anwendungsbereich
Die Blockchain ist vereinfacht gesagt eine öffentliche Datenbank, die alle Transaktionen eines dezentralen Netzwerks fälschungssicher speichert. Diese Kette von Datenblöcken wird grösser, sobald mehrere Computer des Netzwerks Transaktionen bestätigen und in einem neuen Block speichern.
Mögliche Anwendungen reichen von der Datenspeicherung über die Abwicklung von internationalen Transaktionen, bis hin zum Clearing und der Abwicklung von Wertschriftengeschäft sowie so genannten Smart Contracts, die sich selbst ausführen, wie eine Obligation, die regelmässige Zinszahlungen an ihren Besitzer tätigt.
Investieren, Innovieren, Kooperieren
Um bei der weiteren Entwicklung der Blockchain dabei zu sein, investieren viele Finanzhäuser – allen voran die UBS – gezielt in diese Technologie, gehen Kooperationen mit Fintech-Unternehmen ein und holen selber Experten an Bord.
Tatsächlich konnte die UBS auch schon erste Erfolge verbuchen: So entwickelte sie im vergangenen Jahr in ihrem Fintech-Labor Level 39 in London eine digitale Währung – den so genannten Utility Settlement Coin.
Schmerzvolle Abgänge
Als Mastermind hinter dem Utility Coine amtete bislang Alex Batlin. Doch der bisherige Leiter des UBS-Labor im Level 39 verlässt die Bank im Oktober und wird neu für den US-Rivalen BNY Mellon tätig sein. Neben Batlin musste die Schweizer Grossbank im vergangenen März auch ihren damaligen Innovationschef Oliver Bussmann ziehen lassen.
Die beiden Abgänge zeigen, wie schwierig es für Grossbanken ist, Tech-Genies an sich zu binden respektive, wie hart der Wettbewerb um die besten Talente ist.
Vorsichtige Kunden
Selbst wenn die Blockchain ein enormes Disruptionspotenzial bietet, gibt sich UBS-Innovationschefin Lange bezüglich der Akzeptanz dieser Technologie unter Kunden verhalten.
Denn in jüngster Zeit sorgten verschiedene Meldungen für Schlagzeilen, wonach Hacker bei den beiden bekannten Kryptowährungen Bitcoins und Ether mehrere Dutzend Millionen Dollar gestohlen hätten; Digitalwährungen beruhen auf der Blockchain-Technologie.
Insofern werde die Blockchain wohl noch eine Weile brauchen, bis sie sich beim breiten Publikum durchsetze, sagt Lange.
Workshops für Kundenberater
Um das Verständnis der Blockchain auch UBS-intern zu erhöhen, organisiert die Schweizer Grossbank regelmässig Workshops für das oberste Management bis hinunter zu den Juniors, wie die UBS-Innovationschefin weiter verriet. Darin werde vermittelt, was Blockchain für Kunden bedeute, und wo sie überall eingesetzt werden könne.
Das Ziel der UBS ist laut Lange, herauszufinden, welches Modell die Bank selber am ehesten «disruptiert», und bereit zu sein, wenn die Blockchain in der Gesellschaft salonfähig werde.