Finanzplatz Dubai: Julius Bär steht am Anfang der Erfolgsgeschichte

Als vor zwanzig Jahren das Dubai International Financial Centre als erster Onshore-Finanzplatz in Nahost öffnete und die Privatbank Julius Bär als erste Finanzfirma einzog, fokussierten sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf das Private Banking und als Gegenpol zu London und New York. Jetzt stehen andere Themen oben auf der Agenda.  

Von Gérard Al-Fil, Dubai

Das Dubai International Financial Centre (DIFC) ist eine Erfolgsgeschichte, die seit der Jahrtausendwende nur wenige Metropolen liefern konnten. Nachdem Julius Bär im Jahr 2004 als erstes Geldhaus eine Niederlassung im DIFC eröffnet hatte, folgte ein namhaftes Institut nach dem anderen. Grossbanken wie UBS, Citi, Bank of China, oder Goldman Sachs, aber auch Versicherer wie Allianz SE, Swiss Re und Zurich Life sind im DIFC fest verankert.

Im 2024 stieg die Zahl der Firmen im DIFC auf 260 Banken und Finanzbroker, 410 Vermögensberater inklusive 75 Hedgefonds, sowie 125 Erstversicherer und Rückversicherer. 

Fintech füllt Lücken

Lange sah sich Dubai bei Fintech und Kryptowährungen im Nachteil gegenüber anderen Finanzzentren. Mit dem Fintech Hive im DIFC, der vor einigen Jahren gegründet wurde, drehte sich der Wind. «Fintech steuert heuer 8,7 Prozent zum BIP in den VAE bei», weiss der Ökonom Nasser Saidi in Dubai. Auch der Blick nach Osten wird gepflegt. Mit Bank of Communications zog im November letzten Jahres nunmehr das fünfte Geldhaus aus China ins DIFC ein.  

Der Blockchain-Unternehmer Flavio Bianchi, Botschafter der globalen Web3–Plattform Polkadot, sagt, ​​«Dubai wurde für Unternehmer gebaut». Bianchi, der Mitbegründer der Polimic Foundation in Zug ist, bereist die Finanzmetropolen im Osten regelmässig für neue Geschäfte und Konferenzen.  

In einem Interview fügte der Web3-Unternehmer aus Zürich hinzu, dass Dubai es versteht, mit smarten Strategien Lücken zu füllen. Bianchi: «Während Unternehmer sich Europa und im Westen mit immer neuen Marktrestriktionen konfrontiert sehen, bietet Dubai Stabilität, weitgehende Steuerfreiheit und ein Geschäftsmodell, das auf Wachstum geeicht ist.»

Schier endlosen Topf an Talenten

Der Schweizer Vermögensverwalter Ahmad Saidali in Dubai, der seit Jahrzehnten Ultra-High Networths und Family Offices in der MENA-Region berät, stimmt zu: «Die Golfregion ist nicht länger mehr eine reine Konsumentin von Finanzprodukten ab der Stange. Vielmehr reift der Mittlere Osten zur treibenden Kraft in puncto Venture Capital, Private Equity, und wegweisende Innovationen. Dank Pro-Business-Politik, die von Staatsfonds unterstützten Grossprojekte und einer erstklassigen Infrastruktur, positioniert sich der Sprengel im Orient zum Gegenpol der Schweiz, von London und Singapur.»

Neue Trends nähren den Finanzboom 2.0, sagt der aus Genf stammende Saidali. «Wohlhabende Familien investieren in digitales Banking, Umwelttechnologie, und Automation, dass die Region sich in eine Wissensgesellschaft wandelt. Diese Industriezweige sind nicht nur Gelegenheiten, sondern sie gehen mit globalen Trends und Langzeittransformationen einher.»

Dennoch hält der Ferne Osten einen Trumpf in der Hand. Bianchi: «Hongkong hat gelitten, insbesondere im Immobilienbereich und aufgrund von Kapitalflucht. Aber die Zentren in Ostasien können aus einem schier endlosen Topf an Talenten schöpfen.»

Die Golfregion hat 57,6 Millionen Einwohner. In der Perlflussregion um Hongkong allein leben 86 Millionen Menschen.

Ergänzung und nicht Konkurrenz

Bei allen Diskussionen über verschärften Wettbewerb vertritt Bianchi aber auch eine pragmatische Sicht. «Ich sehe die verschiedenen Finanzmetropolen nicht in totaler Konkurrenz zueinander. Im Gegenteil: sie ergänzen sich. Hongkong ist der Zugang zu China, Singapur das Drehkreuz im asiatisch-pazifischen Raum und Dubai der Platz für Macher mit Liquidität in Bezug auf Neobanken und digitale Anlagewerte. Der Kanton Zug bleibt die Heimat für regulatorische Klarheit, Stiftungen und exzellente Finanzinnovation. Die Stärke des Web3 liegt in seiner Mobilität – wer also zwischen den Zentren pendelt, der maximiert seine Geschäftschancen.»