Beim Prozess des Ex-UBS-Traders Tom Hayes kommen immer mehr pikante Details ans Licht. Das könnte nun sogar seinen Ex-Chef in Bedrängnis bringen.
Das Londoner Southwark-Gericht scheint eine Pandora-Büchse im Skandal um die Manipulationen der Libor-Zinssätze zu öffnen. Wie auch finews.ch berichtete, muss sich der 35-jährige Tom Hayes verantworten. Der ehemalige UBS- und Citigroup-Händler gilt als einer der Drahtzieher in der weltweiten Finanzaffäre.
Hayes Aussagen vor dem Richter brachten bereits diverse pikante Details ans Licht – nun könnten sie aber auch seinen ehemaligen Chefs gefährlich werden.
Wie unter anderem die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) aus dem Gerichtssaal berichtete, wirft Hayes in den Verhörprotokollen explizit auch seinen Vorgesetzen bei der Schweizer Grossbank UBS vor, von den Manipulationen gewusst zu haben.
Hinauf bis in die Chefetage
«Das Wissen über die Manipulationen reichte bis ziemlich weit hinauf in die Chefetage», sagte Hayes demnach den Ermittlern. Mehr noch: Seine Chefs hätten die Libor-Zinsen als Instrument genutzt, um ihre effektiven Ausleihekosten zu verschleiern und ein falsches Bild von Stärke zu vermitteln.
Brisant: Auch Carsten Kengeter (Bild), damals Co-Chef der UBS-Investmentbank, sei an zumindest einer Konferenz dabei gewesen, wo die Libor-Zinsen Thema diskutiert worden seien – und wo sie idealerweise zu liegen hätten.
Enthüllungen zur Unzeit
Für Kengeter, der Anfang Juni den Schweizer Reto Francioni als Chef der Deutschen Börse ablöste, kommen die Enthüllungen seines ehemaligen Untergebenen zur Unzeit. Kengeter hatte bei der UBS Investmentbank sowohl die Enthüllungen über den Libor-Skandal wie auch den Milliardenbetrug von Händler Kwekwu Adoboli im Jahr 2011 überstanden.
Als er dann im Jahr 2013 abtrat, erhielt er noch einen Bonus ausbezahlt, was damals für einiges Aufsehen sorgte.
Auch für die UBS sind die Enthüllungen am Londoner Gericht delikat. Erst Ende Mai musste die Bank im Libor-Skandal gegenüber den US-Behörden eine Teilschuld anerkennen und steht dort nun unter besonders scharfer Beobachtung.