Lionel Aeschlimann, Genfer Privatbankier und Teilhaber bei Mirabaud, schliesst nicht aus, dass die unbeschränkte Haftung bei seiner Zunft bald verschwindet.
Tatsächlich sieht Lionel Aeschlimann (Bild) das Ende des klassischen Privatbankier-Modells, wenn es um die unbeschränkte Haftung der Gesellschaft geht, wie er in einem Interview mit dem Fachmagazin «Schweizer Bank» erklärt. Für die typischen Werte der Privatbankiers aber sicher nicht, unterstreicht er weiter. Und Mirabaud bleibe sicherlich in Privathänden.
«Wir haben das Privileg, selber die Aktionäre des Unternehmens zu sein, sind also Eigentümer und Unternehmer in einem. Man denkt und arbeitet anders, wenn man mit dem eigenen Geld haftet, als wenn man für Aktionäre arbeitet. Das wollen wir beibehalten», sagt der unbeschränkt haftete Teilhaber der Genfer Privatbank Mirabaud.
Verletzbare Personengesellschaften
Im Zusammenhang mit den Veränderungen in der Privatbanken-Landschaft räumt Aeschlimann ein, dass die Risiken generell grösser geworden seien in den letzten vier Jahren. Der Fall Wegelin habe gezeigt, dass Personengesellschaften eher verletzbar seien. Handkehrum sei das auch die Stärke dieses Modells: «Je verletzbarer man ist, desto aufmerksamer geht man mit Gefahren um – normalerweise», sagt Aeschlimann.
Auf die Frage, ob mit der Weissgeldstrategie Kundengelder aus der Schweiz abfliessen würden, sagt der Genfer Privatbankier: «Zurzeit spüren wir noch nichts. Aber wir glauben, dass es für den Finanzplatz Schweiz ein grösseres Problem sein wird.»
Fünfzig Jahre legal
Aeschlimann betont weiter, dass die Lösungen für die Vergangenheit verhältnismässig sein müssten, nicht zuletzt auch um den Ruf der Schweiz im Ausland zu schützen. Man könne doch nicht während fünfzig Jahren etwas als legal verkaufen und dann plötzlich die Kunden verraten, betont Aeschlimann. Das gehe nicht.
Abgesehen davon sei Steuerhinterziehung ein weltweites Problem. Die Schweiz sollte sich hier nicht selber bestrafen und Wettbewerbsnachteile für den Finanzplatz produzieren, so Aeschlimann und weiter: «Wir brauchen ein Level Playing Field.»
Gegen einen automatischen Informationsaustausch
Unmissverständlich äussert sich der Genfer zum automatischen Informationsaustausch. Er sagt: «Ich bin gegen den automatischen Informationsaustausch, weil er ein Eingriff in den Schutz der Privatsphäre ist. Wir haben heute mit Europa freien Güter-, Kapital-, Personen-, aber keinen Dienstleistungsverkehr. Das ist ein grosses Problem. Die Banken in der Schweiz dürfen ihre Dienstleistungen somit nicht in Europa verkaufen und ihre Kunden nicht besuchen», sagt Aeschlimann. Umgekehrt dürfe jede ausländische Bank ihre Dienstleistungen hier anbieten.
Darum findet Aeschlimann: «Für den Marktzugang muss so rasch wie möglich eine Lösung gefunden werden, denn wenn die Banken onshore gehen, wandern damit auch Vermögen und Arbeitsplätze ab. Und es geht Steuersubstrat verloren.»