Cybercrime: Finanzbranche trifft es immer mehr
Cyber-Wirtschaftsdelikte haben im vergangenen Jahr stark zugenommen. Besonders ausgeprägt ist das Wachstum beim Missbrauch von Onlinezahlungssystem, Wertkarten oder einer fremden Identität.
Die jährliche «Polizeiliche Kriminalstatistik» (PKS) des Bundesamts für Statistik (BFS) gehört nicht gerade zu dem, was man in der Finanzbranche gemeinhin zur Pflichtlektüre zählen würde. Allerdings lohnt sich auch aus dieser Perspektive ein Blick in den am Montag publizierten «Jahresbericht 2024 der polizeilich registrierten Straftaten» (wie die PKS auch betitelt wird) durchaus.
Während nämlich die Zahl der hierzulande polizeilich registrierten Straftaten gemäss Strafgesetzbuch gegenüber 2023 «nur» um insgesamt 8 Prozent auf 563 633 zunahm, wurden im digitalen Bereich 35 Prozent mehr Straftaten (59'034) gezählt. Und in dieser Kategorie, die auch als Cybercrime oder Cyberkriminalität bezeichnet wird, dominiert mit 94 Prozent die Wirtschaftskriminalität. Der Rest entfällt auf Sexualdelikte und Rufschädigung.
Löwenanteil entfällt auf Cyberbetrug
Werden die 55'4133 Cyber-Wirtschaftsdelikte des vergangenen Jahres weiter aufgeschlüsselt, zeigt sich, dass die Kategorie Betrug den Löwenanteil (42'505) ausmacht. Der Spitzenreiter dabei – der Missbrauch von Onlinezahlungssystem, Wertkarten oder einer fremden Identität (22'293, ein Plus von über 100 Prozent) – ist der Finanzbranche durchaus geläufig.
Der starke Anstieg zum Vorjahr geht gemäss BFS insbesondere auf die Fälle zurück, die einen im September 2023 eingeführten Straftatbestand (Identitätsmissbrauch) betreffen. Weniger Finanzmarktbezug weist hingegen die Nummer 2 auf – die Nutzung digitaler Kleinanzeigeplattformen, ohne die Ware zu liefern (10'625).
Weitere auch in der Finanzbranche bekannte Modi operandi (Vorgehensweisen des Täters) sind der Online-Anlagebetrug (2'974), betrügerischer technischer Support (1'570) oder der CEO/BEC-Betrug (Vortäuschen falscher Identitäten im geschäftlichen Mailverkehr, 504).
Starke Zunahme der Fälle – tiefe Aufklärungsquote
Aber auch ausserhalb des Genres Betrug klingen viele Begriffe wie Phishing, Hacking, Malware, DDoS und der Diebstahl von Kryptowährungen merkwürdig «vertraut».
Auffällig, aber aufgrund des Wandels der Technologien und des Benutzerverhaltens nicht ganz unerwartet, ist die starke Zunahme der Cyber-Wirtschaftskriminalität in den letzten Jahren. 2024 wurden mehr als das Zweieinhalbfache der Fälle von 2020 (20'544) registriert, und vor vier Jahren waren erst 16'395 Cyberbetrugsfälle gezählt worden. Beim Total der Straftaten waren es 2020 421'678 Fälle.
Deutlich tiefer als bei anderen Delikten liegt bei der Cyberwirtschaftskriminalität die Aufklärungsquote. Das BFS beziffert sie mit 14,2 Prozent, nach 18,3 Prozent im Vorjahr. Zum Vergleich: Bei den 563'633 Straftaten nach Strafgesetzbuch beträgt die Aufklärungsquote immerhin 37 Prozent.