Die Vermögensverwaltung  steht vor grossen technischen Veränderungen. Dies überfordert den einen oder anderen Schweizer Vertreter. Der Verband Schweizerischer Vermögensverwalter hat nun ein Hilfsmittel publiziert.

«Die digitale Transformation bringt für Vermögensverwalter nicht nur Herausforderungen, sondern auch enorme Chancen mit sich», sagt Oliver Maas, Head of Global Activities Deutschschweiz vom Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VS)V. Allerdings weiss Maas auch: Zahlreiche Vermögensverwalter tun sich mit der Umstellung schwer, schieben Entscheidungen hinaus.

Dem will der Verband entgegenwirken. Er hat in Zusammenarbeit mit EAM.Technology den «VSV-ASG Technology Radar» veröffentlicht. Dieser bietet Einblicke in Trends, Anforderungen und Lösungen im Bereich Portfolio- und Kundenmanagementsysteme (PMS und CRM). «Ziel ist es, die Branche bei der Navigierung durch die komplexe Technologie-Landschaft zu unterstützen», sagt Maas.

Oliver Maas Asset

Oliver Maas. (Bild: zVg)

Was die Branche bewegt

Ein Trend ist die zunehmende Standardisierung durch Initiativen wie die Open-Wealth-API. Diese fördert die Harmonisierung von Schnittstellen und die Integration von Systemen, was zu einer höheren Effizienz und kürzeren Markteinführungszeiten führt.

Gleichzeitig setzen viele Vermögensverwalter auf Cloud-basierte Lösungen, da diese Vorteile wie Skalierbarkeit, geringere IT-Wartungskosten und leichtere Einhaltung regulatorischer Anforderungen bieten. Dennoch bleibt die On-Premise-Option für Unternehmen mit hohem Sicherheitsbedarf eine Alternative.

Ein weiterer Trend ist der Übergang zu modularen und flexiblen Softwarelösungen. Die sogenannte «Composable Solution»-Strategie kombiniert spezialisierte Software mit Kernsystemen, um individuellen Anforderungen gerecht zu werden. Dies bietet eine attraktive Alternative zu «All-in-One»-Lösungen, die oft Kompromisse erfordern. Ausserdem wachsen die Kundenanforderungen an der Front und in den Unterstützungsprozessen (zum Beispiel CRM) schneller als in den Kernprozessen. Mit einer «Composable Solution»-Strategie können auch unnötige Migrationen weg von einem gut laufenden Kernsystem vermieden werden, was Projektrisiken reduziert und Budget für neue Anforderungen an der Kundenschnittstelle freisetzt», sagt Boris A. Jeannet, Co-Founder und CEO der EAM.Technology.

Teure Inhouse-Lösungen statt Innovationen

Obwohl der Markt von Innovationen durch neue Fintechs geprägt ist, zeigt der VSV-ASG Technology Radar, dass etablierte Anbieter zögerlich agieren. Grund dafür ist ein fehlender positiver Innovationsdruck seitens der Vermögensverwalter, die ihre Anforderungen oft nur implizit und fragmentiert formulieren. Diese Dynamik führt dazu, dass viele Produkte lediglich «Facelifts» erhalten, statt grundlegende Verbesserungen oder neue Funktionalitäten zu bieten.

Ein weiteres Problem ist die geringe Marktdurchdringung spezialisierter Lösungen. Viele Vermögensverwalter nutzen weiterhin inhouse entwickelte Tools, was langfristig hohe Wartungs- und Anpassungskosten bedeutet. Gleichzeitig schaffen es innovative Lösungen oft nicht, die notwendige kritische Masse zu erreichen, um sich durchzusetzen.

Auf was es ankommt

Die Studie empfiehlt Vermögensverwaltern, ihre Technologiestrategien mit der Geschäftsstrategie zu verzahnen. Bevor neue Systeme eingeführt werden, sollten Unternehmen ihre Kernanforderungen definieren und überlegen, welche Prozesse automatisiert oder ausgelagert werden können. Um seine Mitglieder in dieser Überlegung konkret zu unterstützen hat der VSV mit EAM.Technology die «VSV-ASG Technology Matrix», eine dynamische Tabelle anhand derer sie das für sie am besten geeignete PMS oder CRM finden können, als Zusatz Tool entwickelt. Dies reduziert die Transformationshürden und ermöglicht eine passgenaue Implementierung.

Zudem sollten Vermögensverwalter die Möglichkeiten von Partnerschaften und Ökosystemen stärker nutzen. Anbieter können durch Kooperationen mit Drittanbietern Entwicklungskosten teilen und Synergien schaffen, um Produktlücken effizient zu schliessen.