«Der Magier von Hiva Oa» heisst das neue Buch des Zürcher Schriftstellers und Verlegers Matthias Ackeret. Sein Roman lehnt sich stark an das Schicksal von René Benko an. Ackeret über den gestrauchelten Immobilienentwickler, das Strafverfahren und seinen Brief an Benko.


Matthias Ackeret, die Vernissage Ihres neusten Buches fand am Dienstag im Kaufleuten in Zürich statt…

… das ist völlig irre. Gegen 400 Personen sind gekommen. Das muss am Thema meines Buches liegen.

«Der Magier von Hiva Oa» heisst es, und es lehnt sich sehr stark an die Geschichte von René Benko, dem gefallenen österreichischen Immobilieninvestors. In Ihrem Buch heisst der Protagonist Remo Blanko. Hatten Sie Angst vor rechtlichen Konsequenzen, dass Sie seinen wirklichen Namen nicht nannten?

Überhaupt nicht. Ich schreibe im ersten Satz sogar – frei nach «Stiller» von Max Frisch – «Ich bin nicht René Benko». Ich gehe bei meiner Geschichte relativ weit, nehme Benkos Biografie und entwickle diese fiktiv weiter. Daraus wird Remo Blanko. Dieser hält sich nach dem Untergang seines Unternehmens in einem Zürcher Luxushotel versteckt und hadert mit seinem Schicksal.

Was reizt Sie an der Person des René Benko?

René Benko kennen mittlerweile alle. Er polarisiert: Es gibt nur schwarz oder weiss.

Das Faszinierende: Er besass die besten Immobiliengrundstücke der Welt: Das KaDeWe in Berlin, das Chrysler Building in New York …. Das ist schon beeindruckend, das ist Hollywood. Für einen Schulabbrecher hat es René Benko weit gebracht, sehr weit. Er muss über ein unheimliches Charisma verfügen, um Menschen zu überzeugen, in dieses Imperium zu investieren.

Weshalb sind Ihrer Meinung nach so viele Investoren auf ihn reingefallen?

Die Frage muss eine andere sein: Ist Benkos Vergehen strafrechtlich überhaupt relevant?

Ist es das nicht?

Für mich als studierter Jurist ist die Sachlage nicht so klar. Ich glaube nicht, dass er bewusst Leute hinters Licht führen wollte. Er hat an sein Modell geglaubt, wurde dann Opfer seines eigenen Erfolgs. Sein Umfeld bestärkte ihn, dass er alles richtig mache, indem es ihm weiterhin Geld zur Verfügung stellte. Er war geblendet vom eigenen Erfolg und lebte nach dem Prinzip Hoffnung. Strafrechtlich wäre möglicherweise relevant, dass er zu einem Zeitpunkt Geld entgegennahm, als er bereits wusste, dass alles zum Scheitern verurteilt war. Das wäre sicherlich justiziabel.

«René Benko hat an sein Modell geglaubt, wurde dann Opfer seines eigenen Erfolgs.»

Sie haben René Benko einen Brief geschickt. An welche Adresse haben Sie ihn denn geschickt bzw. haben Sie Hinweise, wo er wohnt?

René Benko hat in Innsbruck und am Gardasee einen Wohnsitz. Ich gehe davon aus, dass er sich gerade in Italien aufhält. Dem Theater in Österreich, das wegen eines Jagdausflugs entstanden ist, will er wohl aus dem Weg gehen. Also habe ich den Brief an den Gardasee geschickt. Die Adresse findet man im Internet übrigens relativ leicht heraus: Mit zwei, drei Clicks hat man sie.

Was haben Sie ihm geschrieben?

Ich habe ihn über mein Buch informiert und meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass dies in seinem Sinne ist. Die Anrede ist noch subtil: «Ich hoffe, es geht Ihnen trotz Ihrer nicht ganz einfachen Lebensumstände gut.»

«Ich habe ihn über mein Buch informiert und meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass dies in seinem Sinne ist.»

Haben Sie eine Antwort von ihm erhalten?

Bis jetzt nicht. Ich weiss auch nicht, ob er die Post direkt erhält.

Was würden Sie ihn bei einem Treffen fragen?

Ich würde ihm sicher nicht die Leviten lesen. René Benko hat schon genügend Prügel bekommen, und er würde sicher nicht gleich sein Innerstes bekanntgeben. Interessieren würde mich vielmehr, wie er tickt. Und natürlich würde ich von ihm gerne erfahren, wann ihm bewusst geworden war, dass seine Rechnung nicht aufgeht.  


Matthias Ackeret: «Der Magier von Hiva Oa», Münster Verlag.