Eine Studie von BAK Economics bestätigt, wie wichtig der Finanzsektor für die Schweizer Volkswirtschaft ist. Bankdienstleistungen sind auch ein Exportschlager. Die Beschäftigungsaussichten sind indes wegen der Integration der Credit Suisse verhalten.

Auch wenn die Schlagzeilen manchmal das Gegenteil zu suggerieren scheinen: Der Finanzsektor ist und bleibt für die Schweizer Volkswirtschaft eine wichtige Stütze. Das belegen die Ergebnisse einer am Donnerstag publizierten Studie, welche die Ökonomen der auf Branchenanalysen spezialisierten BAK Economics im Auftrag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und des Schweizerischen Versicherungsverbands (SSV) erstellt haben.

Im Vordergrund stehen dabei die direkte und indirekte Wertschöpfung, die Arbeitsplätze und die Steuern des Finanzsektors, der in die drei Segmente Banken, Versicherungen und sonstige Finanzdienstleister (z.B. Fondsbranche, Ausgleichskassen, Börsen) aufgegliedert wird.

Ein Zehntel der Gesamtwertschöpfung mit einem Zwanzigstel der Beschäftigten

Insgesamt erzielte der Finanzsektor 2023 einen direkte Bruttowertschöpfung von fast 74 Milliarden Franken, knapp 10 Prozent der Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft, und beschäftigte rund 240'000 Personen (Vollzeitäquivalente), was 5,5 Prozent aller in der Schweiz Beschäftigten entspricht. Und er steuerte mit 9,4 Milliarden Franken 9 Prozent des gesamten Steueraufkommens (direkte Steuern) bei.

In der Branchenbetrachtung liegt der Finanzsektor damit wertschöpfungsmässig auf dem dritten Platz, hinter dem Grosshandel und der öffentlichen Verwaltung.

Innerhalb des Finanzsektors dominieren die Banken. Sie tragen 44 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei (Zahlen von 2022), die Versicherungen 37 und die sonstigen Finanzdienstleister 19 Prozent.

Starke positive Effekte auf andere Branchen

Werden die Impulse berücksichtigt, die der Finanzsektor in anderen Branchen (IT, Beratung, Reinigung, Gewerbe usw.) auslöst, sehen die Daten noch eindrücklicher aus. Rechnet man die indirekte Wertschöpfung dazu, steigt der Anteil des Finanzsektors auf 13,8 Prozent. Bei der Beschäftigung erreicht er 10,8 und bei den Steuern 12,6 Prozent.

Bei den Banken ist die Auslagerung von Arbeitsplätzen weiter fortgeschritten als bei den Versicherungen; entsprechend ist der indirekte Effekt bei der Beschäftigung stärker.

Stellenabbau bei den Banken

BAK Economics rechnet damit, dass die Beschäftigung im Bankensektor rückläufig sein wird. Für 2024 wird ein Rückgang von 0,6, für 2025 von 1,5 und für die Jahre 2026 bis 2029 von 0,2 Prozent erwartet. Die Beschäftigungsentwicklung werde im Prognosezeitraum von der Integration der Credit Suisse in die UBS geprägt, die mit einem Stellenabbau einhergehe, lautet die Begründung.

Martin Hess SBVg

Martin Hess, Chefökonom der SBVg. (Bild: zVg)

Bei den Versicherungen und den sonstigen Finanzdienstleistern wird dagegen ein moderater Stellenaufbau prognostiziert. Die Prozentzahlen sind 1,8, 1, und 0,5 bzw. 1,6, 0,6 und 0,7. 

Banken: Eine wichtige Exportbranche

Im Gespräch mit finews.ch hält Martin Hess – Chefökonom, Leiter Wirtschaftspolitik und Direktionsmitglied bei der SBVg – fest, dass insbesondere auch das grenzüberschreitende Vermögensverwaltungsgeschäft der Banken ins Gewicht fällt. «24 Milliarden Franken oder 16 Prozent aller Dienstleistungsexporte der Schweiz entfielen 2023 auf Bankdienstleistungen. Damit liegen die Banken noch vor dem Tourismus.»

Neben dem Vermögensverwaltungsgeschäft umfasst dieser Posten auch das grenzüberschreitende Asset Management und das Kapitalmarktgeschäft.

Wachstumsbremse erschwerter Marktzugang in die EU

Anders als beim Tourismus kommt es im Vermögensverwaltungsgeschäft nur zu sehr wenigen Importen. Mit anderen Worten: Dass Schweizer ihr Geld von im Ausland domizilierten Banken verwalten lassen, ist die grosse Ausnahme. 

Und die Schweizer Banken könnten noch wesentlich mehr Finanzdienstleistungen exportieren, ist Hess überzeugt. «Der erschwerte Marktzugang zur EU ist eine Wachstumsbremse. Ohne dieses ungerechtfertigte Hindernis könnten wir diesen Anteil deutlich steigern.»