Während der Pandemie waren viele Unternehmen gezwungen, in ihrem Arbeitsmodell flexibler zu werden: Remote-Arbeit wurde zur Norm. Nun findet ein Umdenken statt – selbst bei Techriesen, wie das Beispiel Amazon zeigt. Dies könnte weitreichende Konsequenzen haben.
Noch vor zwei Jahren ordnete der Amazon-CEO Andy Jassy eine Rückkehr von mindestens drei Tagen im Büro an. Davon will der CEO des Techriesen inzwischen nichts mehr wissen.
Ab kommenden Jahr sollen die mehr als 300'000 Mitarbeiter zur Fünf-Tage-Woche zurückkehren. Vor der Pandemie wäre es nicht selbstverständlich gewesen, dass man mehrere Tage die Woche remote arbeiten konnte, so Jassy. Es gäbe enorme Vorteile, gemeinsam im Büro zu arbeiten. Punkt, aus, fertig lustig.
Hybride Arbeitsmodelle
Viele Führungskräfte tun es Jassy, der seit 1997 bei Amazon tätig und seit 2021 CEO ist, gleich und fordern eine gänzliche Rückkehr ins Büro. Allerdings: viele reden davon, getan haben es bislang nicht viele. Laut Flex Index seien nur rund 3 Prozent der Tech-Firmen mit über 25'000 Mitarbeitern zur fünf-Tage-Woche zurückgekehrt. Fast drei Viertel arbeiten mit einem hybriden Modell.
Einige grosse Konzerne einigten sich aber vorerst auf ein hybrides Modell, darunter Apple, Meta und Microsoft. Doch stiessen sie auch mit diesem Arbeitsmodell auf Widerstand der Mitarbeiterschaft sowie auf Beschwerden online. Auch Mark Zuckerberg holte 2020 nahezu alle 70'000 Mitarbeiter drei Tage in der Woche ins Büro zurück. Apple rückte 2022 nach und fügte von März bis August nach und nach einen bis drei Tage in der Woche hinzu.
Ähnliche Situation in der Schweiz
In der Schweizer Finanzbranche sieht es nicht anders aus. Auch die Schweizer Bankenbranche geht restriktiv mit der Remote-Arbeit um. Einige Unternehmen stellen gar nicht erst Personen ein, die nicht ganzwöchig anwesend sind, insbesondere Vermögensverwalter.
Bei der Privatbank Julius Bär ist die «zwei-Tage-Regel», gleich wie momentan bei Amazon aktuell. Ebenso arbeiten Mitarbeitende der UBS in einem hybriden Modell.
Vorsicht geboten
Während CEO von T-Mobile, Mike Sievert Unternehmen ermutigt, ihre Mitarbeiter vollständig zurück ins Büro zu holen, sind viele Unternehmen noch vorsichtig. Sie sehen das hybride Arbeitsmodell als Vorteil für Mitarbeitende mit vielfältigen Hintergründen für die Flexibilität sehr wichtig ist.
Laut der University of Pennsylvania zieht das Remote-System rund 15 Prozent mehr Bewerberinnen und 33 Prozent mehr unterrepräsentierte Bewerber aus Minderheiten in der Branche an. So sagt Prithwiraj Choudhury, Professor an der Havard Business School, dass man viele der besten Mitarbeiter verliere, setze man diese restriktive Arbeitsmodell-Politik durch.
Hybride Arbeit nicht weniger produktiv
Forschungen der Standford Business School zufolge, sei hybride Arbeit nicht weniger produktiv als vollständig persönliche Arbeit.
Nicholas Bloom, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Standford University sagt zwar, dass Amazons Wandel von der Forschung unterstützt werden kann, da sich zeigte, dass Mitarbeiter bei persönlichen Meetings kreativer und innovativer sind. Das heisse aber nicht, dass man jeden Tag ins Büro gehen muss.
Diskussion ausgelöst
Eines ist klar: Amazon hat mit ihrer Entscheidung Diskussionen in anderen Unternehmen ausgelöst.
Wenn sich Amazons Einstellung durchsetzt, könnte sie sich schnell weiterverbreiten.