Die britische Challengerbank Revolut weitet ihr Geschäftsmodell aus. Neben dem Finanzbereich will sie in Zukunft als Plattform für grosse Detailhändler auftreten.
Offenbar ist Banking alleine nicht lukrativ genug. Jedenfalls nicht auf die Art und Weise, wie es die britische Digitalbank Revolut bisher betrieben hat: Bereits vergangenen August hat das Unternehmen die Gebührenschraube angezogen, wie finews.ch damals berichtete.
Nun will die Neobank das Geschäft diversifizieren, wie ein Stelleninserat, das auf der Online-Plattform Linkedin erschienen ist, verrät: Revolut sucht einen Chief Commercial Officer (CCO), der die Plattform-Dienste der Bank an Grossunternehmen und Online-Händler wie Amazon verkauft.
Full-Stack-Finanzplattform geplant
Konkret soll der Kandidat eine Abteilung von mindestens 50 Vertrieblern aufbauen, welche die Revolut-Plattform zu mittleren und grossen Händlern bringen. Pro Jahr soll dies rund 100 Millionen Dollar Umsatz einbringen.
Laut dem britischen Fintech-Magazin «Sifted» ist die Suche nach einem CCO Teil des Plans von Revolut, eine Art Allrounder-Finanzplattform aufzubauen, in der Händler wie Amazon den zwölf Millionen Revolut-Kunden innerhalb der App Waren und Dienstleistungen anbieten können. Die Kundschaft erhält Rabatt, der Händler einen Absatzmarkt und die Bank eine Provision.
Akquisitionen oder Kooperationen?
Damit intensiviert das Fintech seine Bemühungen, ein Ökosystem oder eben eine Plattform zu bauen. Ansatzweise tut es das schon lange, arbeitet Revolut doch in der EU mit Versicherern zusammen, die Kunden aus dem Europäischen Wirtschaftsraum Reise- und Geräteversicherungen anbieten.
Weiter hat das Unternehmen vergangenen Mai eine Finanzierungsrunde abgeschlossen, um das Geld für ähnliche Zwecke benutzen zu wollen: Laut Chef Nikolay Storonsky, übrigens seit kurzem der jüngste Tech-Milliardär Grossbritanniens, peilt die Digitalbank nun Deals mit «Reiseaggregatoren» an. Dies sind Unternehmen wie Booking.com oder Kayak, bei denen Kunden Reisen vom Flug über die Unterkunft bis zum Mietwagen buchen können.
CSX und Key4 als Plattformen
Auch im traditionellen Banking greift das Ökosystem-Prinzip um sich, namentlich bei den Schweizer Grossbanken. Die Credit Suisse (CS) plant zum Beispiel, mit ihrem neuen Digitalangebot «CSX» ab dem ersten Quartal 2021 Versicherungsprodukte anzubieten, die sich auf die Themen Wohnen und Alltag fokussieren. Eine Partnerschaft zwischen der CS und dem Schweizer Allversicherer Axa macht das möglich.
Und auch die UBS mischt in diesem Feld mit, wie Key4 zeigt, die Hypotheken-Plattform, welche die Grossbank diesen Sommer unter der Leitung von Plattform-Chefin Martha Böckenfeld lanciert hat. Dort soll die Kundschaft neben der eigentlichen Hypothek alle Informationen und Lösungen rund ums Thema Wohnen und Eigenheim-Finanzierung aus einer Hand erhalten, auch durch Partnerschaften mit Dritten.