Digitalkonzerne, Onlinehändler und grosse Detailhandelsunternehmen drängen in den Markt mit Bankkonten und Zahlungsdiensten. Doch die Schweizer sind eher misstrauisch und stehen laut einer Umfrage solchen Anbietern ausserhalb der klassischen Finanzbranche sehr kritisch gegenüber.
Offenbar haben die Schweizer Banken noch etwas Zeit, bevor die grosse Konkurrenz durch bankfremde Anbieter über sie hereinbricht. Amazon, Facebook und Google hätten als Geldhäuser in der Schweiz derzeit wenig Chancen, schreibt der Vergleichsdienst Moneyland am Dienstag in einer Mitteilung.
Ein Bankkonto bei Firmen ausserhalb der klassischen Finanzbranche zu eröffnen, können sich die meisten Schweizerinnen und Schweizer vorläufig kaum vorstellen.
Grosse Digitalkonzerne schnitten bei der Umfrage besonders schlecht ab. Für rund 80 Prozent der Befragten kommt ein Konto bei Facebook, Uber, Google oder Amazon gar nicht in Frage. Positiv stehen dieser Idee hier gerade einmal 5 bis 10 Prozent gegenüber Auch bei einer Airline würden Schweizerinnen und Schweizer eher kein Konto wollen, heisst es weiter.
Migros und Coop bessere Karten
Schon höher wäre die Akzeptanz bei den Schweizer Detailhändlern Migros (27 Prozent) und Coop (20 Prozent). In der Westschweiz ist der Vorsprung der Migros (23 Prozent) gegenüber Coop (22 Prozent) merklich kleiner als im Schweizer Durchschnitt. Am besten schneiden die beiden Firmen bei den 26- bis 49-Jährigen ab. Auf die Detailhändler als mögliche Alternative zur Bank folgen Schweizer Pensionskassen (19 Prozent) und Versicherungen (18 Prozent).
Eine Schweizer Smartphone-Bank käme für 17 Prozent in Betracht. Selbst bei dem in der Schweiz bereits aktiven Finanzdienstleister Revolut können sich nur 15 Prozent der Befragten gut vorstellen, ein Konto zu haben. Das sind jedoch deutlich mehr als die 6 Prozent bei der letzten Umfrage dieser Art von 2019. Auch liege die Akzeptanz von Onlinebanken oder Revolut bei Männern mit 23 respektive 20 Prozent deutlich höher als bei Frauen mit je 10 Prozent.
Akzeptanz wird mit Bekanntheit steigen
Moneyland rechnet mit einer steigenden Akzeptanz von Neobanken in den kommenden Jahren. «Neobanken sind in der Schweiz stark im Kommen, allerdings weiterhin noch eher wenig bekannt», schreibt Moneyland Geschäftsführer Benjamin Manz. «In den kommenden Jahren wird die Bekanntheit dieser Anbieter weiter wachsen und Neobanken werden ernstzunehmende Konkurrenten für die klassischen Banken sein.»
Bei der Online-Umfrage wurden den Angaben zufolge im Juli 1'500 Personen befragt. Dabei konnten sie auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr gut) angeben, wie gut sie sich vorstellen könnten, ein Konto bei verschiedenen Firmen zu eröffnen.