Trotz höherer Zinsen, die Unternehmensverkäufe erschweren, wächst der Optimismus im Schweizer M&A-Markt. Die erwarteten Zinssenkungen und das zunehmende Wirtschaftsvertrauen könnten die Verkaufspreise im Laufe dieses Jahres ansteigen lassen.

Das gestiegene Zinsniveau hat die Verkaufspläne vieler Unternehmensbesitzer durchkreuzt.

In einem Umfeld steigender Zinsen wird oft angenommen, dass die Bewertungsmultiplikatoren für Unternehmen entsprechend fallen. Infolgedessen sind viele Eigentümer nicht bereit, reduzierte Bewertungen zu akzeptieren und verschieben daher den Verkauf ihrer Unternehmen.

Laut dem neuesten Oaklins M&A Outlook ist jedoch aufgrund der erwarteten Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte und des wachsenden Vertrauens in die wirtschaftliche Entwicklung eine positive Wende bei den Verkaufspreisen wahrscheinlich. Laut der Studie schätzen nur 33 Prozent der Befragten die Verfügbarkeit von Fremdkapital als hoch oder eher hoch ein – das sind nur drei Prozentpunkte mehr als Anfang Jahr, als ein historischer Tiefstwert verzeichnet wurde.

Der Oaklins M&A Outlook, der seit 2015 halbjährlich veröffentlicht wird, spiegelt die Erkenntnisse von rund hundert M&A-Experten und Entscheidungsträgern in der Schweiz wider.

Private Equity: Katalysator für Veränderungen

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Der Index zeigt die prognostizierte Entwicklung der M&A-Aktivität in den kommenden
sechs bis zwölf Monaten mit Beteiligung von Schweizer Unternehmen
(Umfrageergebnisse in Punkten). (Quelle: Oaklins M&A Outlook)

Ein bemerkenswerter Aspekt, der die M&A-Dynamik beeinflusst, ist die Rolle von Private Equity, so die Studie. Trotz niedrigerer Bewertungen und gestiegener Finanzierungskosten stehen Private-Equity-Firmen unter Druck, Transaktionen durchzuführen.

Dieser Druck dürfte zu einem Anstieg der M&A-Aktivitäten beitragen, insbesondere durch Restrukturierungsmassnahmen, «Spin-offs» und «Carve-outs» in Sektoren wie Industrie & Chemie, Pharma, Medtech, Biotech und TMT.

Laut der Studie planen 61 Prozent der Unternehmen, in den nächsten 12 Monaten eine Akquisition zu tätigen oder ziehen diese ernsthaft in Betracht, was dem langjährigen Durchschnitt entspricht.

Potenzielle Wende in Sicht

Während 29 Prozent der akquisitionswilligen Unternehmen planen, in der Schweiz durch Übernahmen zu wachsen, bleibt Europa, insbesondere Deutschland, der wichtigste Zielmarkt. Diese Schweizer Unternehmen planen Fusionen und Übernahmen in der Schweiz, auch um die Eintrittsbarrieren für ausländische Unternehmen zu erhöhen.

Für Jürg Stucker, Studienautor und Partner bei Oaklins Switzerland, sieht die Zukunft des M&A-Marktes rosig aus: «Der optimistischere Ausblick auf die Inflations-, Zins- und Konjunkturentwicklung hat den Mut zu ambitionierteren Akquisitionen in der Region EMEA erhöht.»

«Der durchschnittliche Deal Value wird steigen und grosse Transaktionen werden wieder vermehrt durchgeführt, nachdem diese 2023 grösstenteils ausblieben,» sagt Stucker.