Der Schweizer Finanzplatz verliert einen weiteren Wettbewerbsvorteil gegenüber den aufstrebenden Zentren in der arabischen Welt. Ihnen haftet nicht länger der Makel an, Drehscheiben der Geldwäscherei zu sein.
Lange Zeit konnte sich der Schweizer Finanzplatz im Vorteil wähnen, solange die aufstrebenden Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) unter «verstärkter Kontrolle» in Sachen Geldwäscherei durch die Financial Action Task Force (FATF) standen.
Bei letzterer handelt es sich um eine internationale Organisation, die Standards zur Bekämpfung von Geldwäscherei, Terrorismusfinanzierung und Finanzierung von Massenvernichtungswaffen setzt und deren Einhaltung durch die Mitgliedsstaaten auch regelmässig prüft.
Makel an Sauberkeit
Wer auf der FATF-Liste figuriert, dem haftet der Makel der «Sauberkeit» an, und das war bei den VAE lange der Fall, was insbesondere Dubai stark belastete, zumal der dortige Finanzplatz sich immer mehr als Drehscheibe zwischen Ost und West empfehlen will – und zwar mit Erfolg, wie auch finews.ch erst kürzlich wieder meldete.
Doch dieser Wettbewerbsvorteil der Schweiz gehört nunmehr der Vergangenheit an, wie einer kürzlichen Mitteilung der FATF zu entnehmen ist.
Erhebliche Auswirkungen
Sprich: Der vielgepriesene Boom in der Vermögensverwaltung im Nahen Osten kann nun ungehindert weitergehen. Konkret: Die VAE unterliegen nach einer dreitägigen Plenarsitzung Ende vergangener Woche in Paris keiner verstärkten Überwachung durch die Financial Action Task Force (FATF) mehr.
Die Organisation habe nach einem Vor-Ort-Besuch «bedeutende Fortschritte bei der Behebung von «Geldwäscherei-Mängeln» festgestellt, hiess es weiter. Diese Ankündigung hat für die Banken erhebliche Auswirkungen. Viele Finanzinstitute können nun ihre internen IT-Systeme so anpassen, dass die Kundinnen und Kunden aufgrund ihres genauen Domizils ein Profil erhalten und nicht mehr generelle Standardratings mit mittlerem und hohem Risiko unterliegen.
Vereinfachte Kunden-Akquise
Dies wird es den Finanzinstituten in den VAE erheblich erleichtern, Buchungszentren aufzubauen, da weniger Kundinnen und Kunden die bislang verschärften Know-Your-Client-Prozesse (KYC) und jährlichen Überprüfungen durchlaufen müssen. Nun sind die international üblichen Kontrollen der Massstab.
Damit verringert der Prüfungsaufwand für die Branche erheblich. Gleichzeitig vereinfacht sich dadurch die Kunden-Akquise und das Onboarding neuer Kundinnen und Kunden massiv, was wiederum der Schweizer Finanzplatz zu spüren bekommen dürfte.
«Nachhaltiger» Boom
Langfristig dürfte diese jüngste Massnahme der FATF dazu führen, dass der Wealth-Management-Boom im Nahen Osten nachhaltig und vielgestaltig wird – sprich nicht ein Strohfeuer ist, wie das manche alteingesessene Swiss Banker zu glauben meinen.
Mitarbeit: Andrew Isbester