Sound Capital steigt komplett aus dem Geschäft mit reichen Russen aus, wie finews.ch erfahren hat. Zuvor ist ein Partner des bekannten Zürcher Vermögensverwalters in den Listen des US-Finanzministeriums erschienen.

Im Zuge einer Risiko- und Geschäftsanalyse hat Sound Capital nach eigenen Worten den «geordneten Rückzug» aus dem Geschäft mit russischer Kundschaft beschlossen. Laut Simon Grossenbacher (Bild unten), dem CEO des unabhängigen Vermögensverwalters mit Sitz in Zürich, fallen darunter alle Kunden mit russischem Domizil oder Nationalität.

Die Regel von heute ist morgen überholt

«Hintergrund dieser Entscheidung sind die sich ständig erweiternden und zunehmend komplexen Sanktionsregimes weltweit, die in den vergangenen Monaten auch bei anderen Schweizer Finanzdienstleistern zu Einschränkungen bei Kundenaktivitäten mit russischer Kundschaft geführt haben», erklärt der Sound-Capital-Chef den Schritt. Was heute noch eine geltende Regel sei, könne morgen bereits überholt sein.

Der Entscheid erfolge proaktiv, betont er. Man wolle den Ausstieg aus dem Bereich aber nicht überstürzen und werde mit betroffenen Kunden und den Depotbanken eng zusammenarbeiten.

Grossenbacher beteuert, Sound Capital sei nicht Ziel von Sanktionen und bediene auch keine sanktionierten Kunden. Dennoch ist ein früherer Partner des Vermögensverwalters im Rahmen von sekundären Sanktionen der USA genannt worden. Sein Name figuriert in den Listen der Stelle für Überwachung ausländischer Vermögen (OFAC) beim US-Finanzministerium. Die Nennung erfolgte im Umfeld einer liechtensteinischen Treuhandfirma, die Dienste für den sanktionierten russischen Oligarchen Alisher Usmanov erbracht haben soll.

Grossenbacher 500

(Bild: Sound Capital)

Partner suspendiert

Eine Strafanzeige der US-Behörden gegen den Partner liege nicht vor, erklärt Grossenbacher. Die Nennung führte jedoch dazu, dass dieser auch in der Schweiz von sämtlichen Finanzgeschäften isoliert ist. Sound Capital hat das Gründungsmitglied suspendiert und dessen Zeichnungsberechtigung aufgehoben. Auch Grossenbacher tappt bei den Amerikanern im Dunkeln: «Trotz intensiver Abklärungen ist die Sanktionierung eines einzelnen Mitarbeiters durch die US-Behörden am vergangenen 12. April für Sound Capital bis heute nicht nachvollziehbar.»

Das zeige, sagt der Manager, dass Sanktionen auch Mitarbeitende von Firmen treffen können, die nach höchsten Standards agierten und sämtliche regulatorischen Anforderungen erfüllten.

In der Folge werde das Unternehmen seine Ressourcen auf die Kernmärkte fokussieren – rund 80 Prozent der Vermögen bei Sound Capital stammen dem CEO zufolge aus der Schweiz, aus der EU oder aus EU-nahen Ländern. Russland sei bislang neben Lateinamerika ein relevanter Auslandsmarkt für das Unternehmen gewesen. Der Schritt werde zwar schmerzen, sagt Grossenbacher. «Sound Capital verfügt aber auch nach dem Ausstieg aus dem Russland-Geschäft über ein ausserordentlich solides Geschäftsmodell.»

Julius Bär will zuwarten

Mit Sound Capital beerdigt ein prominenter Akteur am Platz Zürich das Russland-Business. Bei der grossen Privatbank Julius Bär hingegen will man damit noch zuwarten. Offenkundig haben sich die USA mit den erweiterten OFAC-Listen auf die mutmasslichen Helfer von sanktionierten Russen eingeschossen; in der Schweiz und Liechtenstein geraten nun auch die weniger stark regulierten Treuhänder und unabhängigen Vermögensverwalter ins Visier.

Laut Grossenbacher muss seine Branche aber keinen «Crackdown» aus den USA fürchten. Seit Anfang Jahr sind unabhängige Vermögensverwalter der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) unterstellt und damit nahezu so stark reguliert wie Banken. «Wir sind der Aufsicht gegenüber im erhöhten Mass Rechenschaft schuldig und müssen hohen Standards bezüglich Kundenkontrolle und bei der Abwehr von Geldwäscherei genügen.»