«Die Dichte der professionellen Investoren in der Schweiz ist, relativ zu anderen Ländern, sehr hoch», sagt Nima Pouyan von Invesco im Interview. Das hat Konsequenzen.


Herr Pouyan, wie sieht bei Ihnen der typische Tagesablauf aus?

Mein Tag beginnt und endet mit dem Blick auf die Märkte und aktuellen Nachrichten, die relevant für unsere Kunden sind. Als einer der grössten ETF-Anbieter gibt es in unseren Produkten oft sehr viel Bewegung.

Wenn wir eine deutliche Entwicklung sehen, diskutieren wir diese mit unseren Kundinnen und Kunden – durchaus auch sehr spontan. Drei Viertel meines Tages sind daher mit Kundenkontakten ausgefüllt.

Wie ist Ihr Vertriebsteam hier aufgestellt?

Wir sind ein 20-köpfiges Team von Mitarbeitenden. Ein Teil kümmert sich um die Verkaufsunterstützung und das Gros der Kollegen und Kolleginnen steht im direkten Kundenkontakt. Den ETF und institutionellen Bereich betreuen wir jeweils mit zwei Mitarbeitenden. Zudem erhalten wir Unterstützung von unserem dreiköpfigen Client-Services-Team.

Was sind Ihre Stärken, was die von Invesco in der Schweiz?

Invesco bietet in der Schweiz sowohl aktive als auch passive Produkte an, was in Kundengesprächen enorm weiterhilft. Mit über 90 Listings an der SIX und diversen CHF-hedged-Anteilsklassen sind wir klar auf die Schweiz fokussiert.

Von der Produkteseite haben wir den günstigsten S&P 500 ETF, grössten Blockchain-ETF oder den Green-Gold-ETC. Zudem bieten wir auf der Obligationenseite nebst der günstigsten US Treasury ETFs am Markt, auch Spezialitäten-Strategien wie unseren CoCo-Bonds «AT1»-ETF an. Auf der aktiven Seite sind wir für unsere Private-Markets-Lösungen wie Private Debt oder Real Estate bekannt.

Mit Invesco haben wir einen starken, internationalen Konzern im Rücken, der auch beim Cross-Border-Geschäft unterstützt. Hier kann ich meine Stärke, die internationale Berufserfahrung ideal einbringen.

Was sind die Vorteile des Schweizer Markets für einen Asset Manager wie Invesco?

Die Kundinnen und Kunden sind ausnahmslos sehr sophistiziert und häufig international ausgerichtet. Die Dichte der professionellen Investoren liegt damit, relativ zu anderen Ländern, sehr hoch. Wir können unsere Kundengespräche daher auf sehr hohem Fachniveau führen.

Ausserdem bietet die Schweiz mit ihren Privatbanken, institutionellen Investoren und Family Offices ein sehr diverses Kundenspektrum.

Welches sind derzeit die Hauptbedürfnisse von Schweizer institutionellen Kunden, und wie haben sich diese in den letzten Jahren verändert?

Ich sehe keine ungewöhnlichen Trends im Vergleich zu institutionellen Kunden aus anderen Ländern. Das Thema Inflation und Vermögenserhalt treibt sie um. Der Zinsanstieg hat auf der Obligationen- und Geldmarkt-Seite neue Opportunitäten eröffnet.

Zudem sind die Bereiche Private Debt und Direct Real Estate feste Bestandteile der Asset Allokation. Sie wollen stärker in Nachhaltigkeit investieren und warten auf neue Produkte. Wenn offene Themen wie die Taxonomie geklärt sind, werden wir einen noch einen stärkeren Run auf grüne Finanzprodukte sehen.

Daher positionieren sich jetzt bereits viele Investoren, häufig über hoch liquide Instrumente wie ETFs.

Asset Management scheint vielfach im Schatten anderer Finanzdisziplinen zu stehen wie Private- oder Investment Banking. Ist das berechtigt?

Auf den ersten Blick wirkt das Asset Management sehr traditionell, weil wir langfristig investieren. Ich sehe es als solides Fundament, auf dem andere Finanzdisziplinen aufbauen. Es ist wichtig, dass wir als Asset Manager den Kunden Lösungen bieten und sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Ausserdem arbeiten wir sehr eng mit dem Private Banking und Investment Banking zusammen.

Was macht für Sie persönlich der Reiz des Asset Managements aus?

Mein beruflicher Werdegang war bisher sehr abwechslungsreich. Ich bin am Puls der Zeit, denn die Fiannzbranche wird einen massgeblichen Teil zur Transformation hin zur grünen Wirtschaft und zum Web 3.0 leisten. Unsere Kunden bei diesen Entwicklungen zu begleiten, empfinde ich enorm spannend.

Was fesselt Sie am ETF-Geschäft?

Ich mag die Schnelligkeit und die Veränderungskraft. Aktive Fonds gibt es seit mehr als neunzig Jahren. Indexprodukte haben sich innerhalb von zwei Jahrzehnten fest auf dem Kapitalmarkt etabliert. Und wir werden weitere Entwicklungen sehen wie aktive ETFs oder technische Fortschritte auch mithilfe der Blockchain.

Wie schalten Sie abends ab: Netflix oder Lektüre?

Es gibt Tage, an denen ich gerne lese und solche, an denen ich mir gerne eine Dokumentation auf Netflix anschaue. Daher ist es eher ein «sowohl als auch», statt eines «oder».


Nima Pouyan verantwortet bei Invesco seit neustem das institutionelle Geschäft und seit 2017 den ETF-Bereich in der Schweiz und in Liechtenstein. Er kommt von der Deutschen Bank, wo er zuletzt als Vice President für den Vertrieb passiver Anlageprodukte in der Schweiz und dem Mittleren Osten verantwortlich war und zuvor führende Positionen bei DWS und Deutsche Bank Wealth Management innehatte.

Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Association Switzerland.