Die Schweizerische Nationalbank hat die Verwendung von dezentralen Finanzprotokollen (DeFi) für den Handel und die Abwicklung von Geschäften untersucht. Sie dürften das Finanzsystem nicht umkrempeln.
Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) könne das aktuelle Finanzsystem unterstützen, sagte Andréa Maechler, Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), am Donnerstag auf der 17. jährlichen Veranstaltung des Swiss Finance Institute (SFI) zum Thema Banken und Technologie in Zürich.
Erst letzte Woche gaben die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die SNB und zwei weitere Zentralbanken bekannt, dass sie den grenzüberschreitenden Handel mit digitalen Zentralbankwährungen (CBDC) und deren Abwicklung unter Verwendung von DeFi-Protokollen untersuchen.
Diese Projekte beschränken sich jedoch auf die Grosshandelsseite und nicht auf die Einzelhandelsseite des zweistufigen Finanzsystems der Schweiz, sagte Maechler. Sie begründete dies damit, dass das zweistufige System - bei dem eine Art von Geld zwischen der SNB und den Geschäftsbanken (Reserven) und eine andere Art von Geld im Einzelhandel (Bankeinlagen) verwendet wird - besonders gut funktioniert und durch die letzte Finanzkrise widerstandsfähig gemacht wurde.
Krypto für Privatkunden
Obwohl sich die SNB im Rahmen ihres Wholesale-Geschäfts weiterhin an DTL-Projekten beteiligt, sieht sie gemäss Maechler derzeit «keinen zwingenden Grund», digitales Zentralbankgeld für den Einzelhandel in der Schweiz auszugeben.
Die UBS ist im Umgang mit Kryptowährungen ebenso zurückhaltend. Obschon eine Kundennachfrage nach Kryptowährungen bestehe, ermögliche die grösste Schweizer Bank ihren Kunden nicht, Kryptowährungen zu kaufen oder zu verkaufen, sagte CEO Ralph Hamers in seiner Rede auf der Veranstaltung.
Die Bank habe sich bisher auf die Tokenisierung von Anlageklassen konzentriert, die durch reale Werte wie Immobilien, Kunst und Gold gedeckt sind.
Bargeld ist immer noch König
Befürworter bringen als ein Hauptargument für die Notwendigkeit von Kryptowährungen die Teilhabe von breiten Bevölkerungsschichten am Finanzsystem ins Spiel. In der Schweiz ist dies im Urteil von Maechler allerdings wenig stichhaltig, weil die meisten Menschen ein Bankkonto besitzen. Ausserdem würden die Schweizer noch immer gerne Bargeld verwenden.
Die Europäische Zentralbank wiederum könne digitale Währungen verwenden, um nahtlos grenzüberschreitende Zahlungen zwischen den Mitgliedsstaaten zu gewährleisten. Demgegenüber hat die Schweiz diese Anforderung nicht, erklärte Maechler.
Sofortige Zahlungen
Die SNB arbeitet ihrerseits weiter an der Infrastruktur für Echtzeit-Zahlungen. Aber der Privatsektor muss gemäss Maechler seinen Teil zu einer Lösung beitragen, die im Einzelhandel funktioniert. Der Vorteil von Sofortzahlungen liege unter anderem darin, dass das Gegenparteienrisiko wegfalle und das Kreditrisiko reduziert werde, fügte sie hinzu.