Die Schweizerische Nationalbank beteiligt sich an einem Projekt zum grenzüberschreitenden Handel mit digitalem Zentralbankgeld. Ebenfalls getestet wird die Abrechnung unter Verwendung von DeFi-Protokollen.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel wird oft als die Zentralbank der Zentralbanken bezeichnet. Sie erforscht nun gemeinsam mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Banque de France (BdF) und der Singapore Monetary Authority (MAS) den Einsatz von dezentralen Finanzprotokollen (DeFi) zur Automatisierung von Devisenmärkten und -abrechnungen.
Wie die BIZ am Mittwoch weiter mitteilte, wird das Projekt Mariana im Rahmen des BIZ-Innovationszentrums rund um hypothetisches digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) und Defi-Protokolle als Teil des Arbeitsprogramms 2022 gestartet. Es wird den grenzüberschreitenden Austausch von Grosskunden-CBDC erforschen und ist das erste Projekt, an dem drei Hub-Zentren beteiligt sind.
Einsatz auf Devisenmärkten
An dem Projekt sind das Eurosystem, Singapur und die BIS Innovation Hub Centres zusammen mit der BdF, der MAS und der SNB beteiligt. Bis Mitte nächsten Jahres soll eine Machbarkeitsstudie vorliegen.
Im Kern untersucht das Projekt automatisierte Market Maker (AMM) für den grenzüberschreitenden Austausch von hypothetischen Schweizer Franken, Euro und Singapur-Dollar-Wholesale-Zentralbankgeldanlagen. Dabei soll das Potenzial zwischen Finanzinstituten für die Abwicklung von Devisengeschäften auf den Finanzmärkten untersucht werden.
Neue Generation entsteht
Defi baut auf öffentlichen Blockchains auf und verwendet Smart-Contract-Protokolle, um Märkte für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte zu automatisieren. AMM-Protokolle kombinieren gepoolte Liquidität mit innovativen Algorithmen, um die Preise zwischen zwei oder mehr tokenisierten Vermögenswerten zu bestimmen.
In Zukunft könnten ähnliche AMM-Protokolle die Grundlage für eine neue Generation von Finanzinfrastrukturen bilden, die den grenzüberschreitenden Austausch von CBDC erleichtern.
Bekannt bei Schweizer Fintechs
Schweizer Fintechs setzen bereits auf DeFi. So ist etwa die im «Crypto Valley» des Kantons Zug ansässige Seba Bank eine Partnerschaft mit einem kanadischen Technologieunternehmen eingegangen, das sich auf dezentralisierte Finanzen spezialisiert hat. Die Vereinbarung ermöglicht den Parteien eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Vermögens- und Anlageverwaltung, Mining-Dienstleistungen, Tokenisierung, digitale Kapitalmärkte und institutionelle Forschung.
Anfang dieses Jahres hat die Schweizer Kryptobank Sygnum regulierte Bankdienstleistungen für führende DeFi-Token, Aave, Aragon, Curve, Maker, Synthetix, Uniswap und 1inch Network sowie Bankdienstleistungen für den Stablecoin USDC eingeführt.
«Dieses bahnbrechende Projekt bringt unsere CBDC-Forschung an innovative Grenzen und bezieht einige der vielversprechenden Ideen des DeFi-Ökosystems mit ein», sagte Cecilia Skingsley, Leiterin des BIS Innovation Hub. Mariana sei auch die erste Zusammenarbeit zwischen den Innovation Hub Centres. «Wir werden in Zukunft noch mehr sehen», fügte sie hinzu.
Lugano wird zur Krypto-Stadt
Lugano investiert stark in die Förderung eines Zentrums für Kryptowährungen, wie finews.ch berichtete. In einem Startup-Hub sollen mehr als 25 junge Unternehmen angesiedelt werden, die über verschiedene Fonds aus privaten Quellen finanziert werden, um mindestens drei Millionen Schweizer Franken aufzubringen. Die Mittel werden auch für Stipendien für über 500 Studenten in Lugano verwendet, die Kryptowährungen und dezentralisierte Finanzen studieren.