Dem Markt für virtuelles Land wird ein enormes Wachstumspotenzial zugeschrieben. Einer neuen Studie versieht die Hoffnungen mit Zahlen
Globale Grossbanken tauchen zusehends ins Metaversum ein. Sie wollen den virtuellen Raum nutzen, um da mit Kunden und Geschäftspartnern in Kontakt zu treten. Den Startschuss gab der US-Bankenriese J.P. Morgan im vergangenen Februar. Die Amerikaner eröffneten ihre Onyx-Lounge in der Blockchain-basierten Welt «Decentraland», in der Konsumenten virtuelle Grundstücke mit digitalen Vermögenswerten kaufen können.
Europas grösster Kreditgeber, die britische Grossbank HSBC, folgte kurz darauf. Im März erwarb HSBC als erste globale Bank digitales Land im Metaverse von «The Sandbox». Seither sind weitere Banken gefolgt, etwa die britische Standard Chartered, die ebenfalls eine Parzelle auf «Decentraland» gekauft hat, die spanische Caixa, die dort ein virtuelles Café betreibt, oder die thailändische Siam Commercial Bank, die eine virtuelle Lounge auf «The Sandbox» eingerichtet hat.
Virtuelle Landparzellen kräftig gefragt
Der Kauf eines virtuellen Grundstücks im Metaverse wird für viele Anleger zusehends interessanter. J.P. Morgan geht in einer Studie davon aus, dass Konsumenten jährlich 54 Milliarden Dollar für virtuelle Güter ausgeben. Auch Hypotheken für das Metaversum kann man inzwischen aufnehmen.
Laut einer Studie der Blockchain-Analysten von Chainalysis sind die Preise für virtuelle Immobilien von September 2019 bis März 2022 um 879 Prozent hochgeschossen. Die Preise für reale Immobilien legten dagegen im gleichen Zeitraum «nur» 39 Prozent zu. Einer der Hauptgründe für die Nachfrage nach NFT-Grundstücken ist der Zugang zu privaten Veranstaltungen und Communities. Die Nachfrage schlägt sich direkt in den Verkäufen virtueller Immobilien nieder.
Enormes Marktpotenzial
Trotz des Crash am Markt für Krypto-Währungen, der auch die Preise für digitales Land belastet hat, wird dem virtuellen Immobilienmarkt weiter ein grosses Potenzial zugemessen. Einer neuen Studie des Marktforschungs-Instituts Technavio zufolge wird der Markt für virtuelle Immobilien im Metaverse bis zum Jahr 2026 voraussichtlich um knapp 5,4 Milliarden Dollar wachsen. Der grösste Teil kommt dabei von Anlegern und Unternehmen in Nordamerika, auf die 41 Prozent der im genannten Zeitraum getätigten Investitionen entfallen.
Zwei wesentliche Treiber
Dieses Wachstum wird voraussichtlich durch zwei verschiedene Faktoren getrieben. So wird sich das Metaverse schrittweise in Richtung einer gemischten Realitätserfahrung entwickeln. Dies wird den Plattformen, auf denen sich die Besucher aufhalten, einen zusätzlichen Wert verleihen, heisst es in der Studie.
Zweitens machen Krypto-Währungen diese Form von Eigentum zugänglicher, einfacher erwerb-, handel- oder vermietbar. Das biete Besitzern die Möglichkeit, ein Einkommen aus der Vermietung oder dem Verkauf des Eigentums zu erzielen.
Wo Chancen sind, lauern auch Risiken
Allerdings weisen die Studienautoren darauf hin, dass «die Preise für virtuelles Land nicht dem Preisbildungsmuster der physischen Welt folgen.» Daher würde der Wert digitaler Vermögenswerte, einschliesslich Metaverse-Immobilien, im Wesentlichen davon abhängen, wie die Käufer den Preis wahrnehmen. Das könne zu entsprechenden Schwankungen führen, und diese Schwankungen könnten sich nachteilig auf die Investitionen auswirken.