Die Schweizer Goldschmelzen produzieren zwar wieder. Nun aber steht der Handel vor dem nächsten Problem – während jetzt auch die Grossbank UBS den Goldpreis abheben sieht.
Die vom Kanton im März verordnete Schliessung der Produktion hat Valcambi in Balerna TI zwar hinter sich. Doch steht die Goldschmelzerin vor einem neuen Problem: Ans Rohmaterial für ihre Öfen heranzukommen. Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, versuchte die Tessiner Raffinerie während fünf Tagen vergeblich, eine Ladung Barren aus Hongkong einfliegen zu lassen.
Zweimal war das Edelmetall schon im Rumpf des Fliegers verstaut, nur, um wieder ausgepackt zu werden. Dann, so der Bericht, kam die Sendung völlig unerwartet doch noch in der Schweiz an.
Andere Waren müssen dringender transportiert werden
Nach den Produktionsstopps und den langen Schlangen vor hiesigen Goldhändlern ergibt sich wegen der Coronakrise eine weitere Komplikationen im Geschäft mit dem Edelmetall: Barren werden oft von Land zu Land geflogen – doch jetzt sind die Flüge wegen des forcierten «Grounding» vieler Airlines knapp. Und andere Waren müssen dringender transportiert werden.
Wenn früher eine Lieferung Barren innert 24 Stunden abgewickelt wurde, braucht es laut dem Bericht jetzt bis zu drei Tagen dazu. Zu deutlich höheren Kosten. Besonders schwierig sind offenbar Transporte aus Asien heraus.
Preise divergieren
Das führt dazu, dass Gold lokal knapp wird und die Preise deswegen je nach Region divergieren können. Für Käufer ist das reichlich verwirrend – doch an der Nachfrage fehlt es offensichtlich nicht. Während des Börsencrashs vom März hat Gold zwar das Versprechen als sicherer Hafen bei Börsenturbulenzen jüngst nur bedingt erfüllt: Der Preis je Unze kam während der Verwerfungen ebenfalls unter Druck.
Trotzdem sind Analysten auch bei der Grossbank UBS überzeugt, dass das gelbe Metall zur Sicherung des Vermögens zunehmend gefragt sein wird. Dies, während die Effekte der Coronakrise auf die Weltwirtschaft mehr und mehr sichtbar werden.
Noch 100 Dollar Potenzial
Die UBS-Experten sehen den Goldpreis deshalb auf über 1’800 Dollar je Unze ansteigen. Aktuell notiert das gelbe Metall bei etwa über 1’700 Dollar, 12 Prozent höher als zu Jahresbeginn.
Als Dämpfer für den Preis könnte sich jedoch just die derzeitige Lieferblockade erweisen. Denn rund um die Welt stauen sich nun Goldlager an, die mit einem Ende der Engpässe beim Transport wieder greifbar werden für die Nachfrage. Doch wann das sein wird, wagt niemand vorauszusagen.