Das milliardenschwere Kundenbuch der schlingernden Zürcher IHAG Privatbank wechselt in den Besitz von Vontobel. Damit läutet das Zürcher Investmenthaus eine neue Konsolidierungsrunde ein. 

Das Zürcher Investmenthaus Vontobel übernimmt das Kundenbuch der Zürcher IHAG Privatbank (IHAG), wie einer Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist. Dabei handelt es sich um ein Volumen von rund 3 Milliarden Franken. Im Privatkundenbereich verwaltet Vontobel rund 100 Milliarden Franken. 

Mit der Acquisition will Vontobel sein Geschäft in der DACH-Region (Deutschland, Schweiz und Österreich) ausbauen, wie weiter zu erfahren war. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die Transaktion vom ersten Tag an positiv auf den Reingewinn der Gruppe auswirken wird.

Der Kauf soll aus dem bestehenden Kapital von Vontobel finanziert werden. Vorbehaltlich der üblichen Abschlussbedingungen wird der Vollzug der Transaktion spätestens im ersten Halbjahr 2025 erwartet.

Zinswende als Auslöser

Mit dieser Transaktion geht die Konsolidierung im Schweizer Private Banking in eine neue Runde. Nachdem viele Vermögensverwaltungsbanken im vergangenen Jahr dank der Zinswende Rekordergebnisse erzielt hatten, landen sie nun wieder auf dem Boden der Realität. Kommt hinzu, dass es für immer mehr Eigentümerfamilien kein Tabu mehr ist, eine Bank oder Teile davon respektive Kundengelder zu verkaufen.

Unter diesen Prämissen dürfte es in den nächsten Monaten noch zu weiteren Übernahmen kommen. Diverse Privatbanken stehen derzeit zum Verkauf, wie aus der Branche zu vernehmen ist.

Bank der Familien Anda und Franz-Bührle

Mit der Übernahme unterstreicht Vontobel seine strategische Ambition, die Präsenz in Fokusmärkten auszubauen. Durch die neue Besitzerin der Assets profitieren die Kunden der IHAG gemäss weiteren Angaben von der umfassenden globalen Anlageexpertise, der professionellen Beratung und den digitalen Möglichkeiten von Vontobel. Die Kunden können einen nahtlosen Übergang erwarten, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Weitere Einzelheiten der Übernahme unterliegen Vertraulichkeitsvereinbarungen und werden nicht bekannt gegeben.

Die 1949 gegründete Ihag Privatbank befindet sich im Besitz von Gratian Anda, einem Nachfahren des 1956 verstorbenen Industriellen und Waffenherstellers Emil Georg Bührle. Anda hält gemäss letzten Angaben rund 80 Prozent der Aktien, während seine Cousine, Carol Franz-Bührle, ungefähr 20 Prozent besitzt. Die Bank ist Teil der entsprechenden IHFS Holding und beschäftigt gemäss jüngsten Zahlen knapp 80 Mitarbeitende.

In Skandale verwickelt

In den vergangenen Jahren bekundete das Institut erhebliche Mühe, sowohl operativ als auch reputationmässig und musste mehrmals reorganisiert und mit neuen Führungspersonen ausgestattet werden. Gleichwohl stellte sich der Erfolg nicht ein.

Unter diesen Prämissen galt die IHAG schon seit geraumer Zeit als Übernahmekandidatin; Spekulationen gingen auch dahin, dass die Bank ihre Lizenz abgeben und fortan als unabhängige Vermögensverwalterin agieren würde. In diese Richtung geht vermutlich nun auch das neuste Kapital in der 75-jährigen Firmengeschichte.