Nach dem Wegfall der Credit Suisse werden im Firmenkundengeschäft die Karten neu gemischt. Raiffeisen könnte zum grossen Nutzniesser werden. Künftig sollte es mehr als nur einen starken Player geben, wünscht sich finews-Chefredaktor Dominik Buholzer.

Im Schweizer Firmenkundengeschäft war lange Zeit kein Vorbeikommen an der UBS. Damals hiess die Grossbank noch Schweizerische Bankgesellschaft, und die Vergabe von Firmenkredite war ihr USP. Das war unter der Ära Robert Holzach.

Bei der UBS haben längst andere das Sagen. Auf das Firmenkundengeschäft legt man zwar immer noch grossen Wert, doch einträglich ist heute vor allem das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft.

Schmerzhafte Marktbereinigung

Daran ändert sich auch nichts durch die Integration der Credit Suisse (CS). Die einstige Widersacherin der UBS war in den vergangenen Jahren zu der eigentlichen Anlaufstelle von unzähligen Schweizer Firmen geworden. Allerdings zeigt sich, dass die CS beim Pricing mitunter zu entgegenkommend war, um Firmenkunden bei der Stange zu halten bzw. nicht Marktanteile einzubüssen.

Neuer Ansprechpartner ist für die Kunden jetzt die UBS. Und diese sieht sich zum Teil gezwungen, die Preise empfindlich zu erhöhen. Dies verneint auch die Spitze der kombinierten Grossbank rund um CEO Sergio Ermotti nicht. Dass die UBS in ihren Halbjahreszahlen 42 Prozent höhere Risikokosten bei den KMU-Krediten ausweist, bedeutet aber nicht, dass der Zinsaufschlag bei den betroffenen Firmen um den gleichen Betrag steigt. Die Kreditpreise hängen vom marktökonomischen Umfeld wie der Zinsentwicklung und den Regulierungskosten ab. Letztere zeigen derzeit vor allem in eine Richtung: nach oben. 

Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank ...

Derzeit findet eine für manches Unternehmen schmerzhafte Marktbereinigung statt. Ein Nutzniesser davon ist Raiffeisen. Die Genossenschaftsbank verdient heute jeden fünften Franken im Firmenkundengeschäft, wie den am Mittwoch präsentierten Zahlen zu entnehmen ist. Das zeigt sich auch beim Kreditvolumen. Dieses ist per Ende Juni dieses Jahres erstmals über die Grenze von 50 Milliarden Franken gestiegen. Raiffeisen vermochte sich geschickt im Markt zu positionieren: Die Bank bietet neben Krediten und Leasing inzwischen auch Kapitalmarktgeschäfte, Fremdwährungshandel oder Custody an.

Neben Raiffeisen versucht auch die Zürcher Kantonalbank, sich ein Stück von diesem Kuchen zu sichern. Sie verfügt aufgrund ihrer Position auch über die nötigen Mittel.

Allerdings darf das nicht darüber hinwegtäuschen: Der Markt der Firmenkunden ist nicht homogen. Für grosse, internationale Player ist und bleibt eine Grossbank die erste Adresse. Neben der UBS dürften sich die beiden deutschen Institute Commerzbank und Deutsche Bank sowie beiden französischen Vertreter Société Générale und BNP Paribas Chancen ausrechnen. 

Im Firmenkundengeschäft werden die Karten neu gemischt. Es ist fraglich, ob es künftig wieder einen solchen dominanten Player wie die CS auf diesem Gebiet geben wird. Genauso wie im Vermögensverwaltungsgeschäft gilt auch hier: Diversifikation. Es darf keinen zweiten Fall «Credit Suisse» geben. Das bedeutet auch: Es wäre zu wünschen, dass im hiesigen Firmenkundengeschäft keine so grosse Abhängigkeit von einer Bank mehr entstehen wird.