Paris zieht den Stecker. Die Société Générale verkauft ihr Privatkunden- und Vermögensverwaltungsgeschäft in der Schweiz beziehungsweise Grossbritannien und den Kanalinseln. Dass die Genfer Union Bancaire Privée zum Zuge gekommen ist, ist kein Zufall, sagt finews.ch-Chefredaktor Dominik Buholzer.

Der Finanzsektor startet gleich mit einem Knall in die neue Woche. Am Montag gab die Société Générale bekannt, dass sie das Privatkundengeschäft in der Schweiz sowie die Vermögensverwaltungssparte in Grossbritannien und auf den Kanalinseln (SG Kleinwort Hambros) an die Union Bancaire Privée verkauft. Verkaufspreis: rund 900 Millionen Euro. Bis zum Ende des ersten Quartals 2025 soll alles über die Bühne gegangen sein.

Dies kommt nicht unerwartet. Geknarrt hatte es im Gebälk der Société Générale schon länger. Bereits im April dieses Jahres machten entsprechende Spekulationen die Runde; finews.ch berichtete darüber. Der Grund ist in der Profitabilität zu suchen: Das Institut kämpft mit höheren Kosten und rückläufigem Neugeldzufluss.

Neue Strategie beflügelte Aktienkurs nicht

Die französische Société Générale hatte deshalb bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, ihr Geschäft auszusortieren, sprich sich von wenig rentablen Einheiten zu trennen, um auf diese Weise zu frischem Kapital zu gelangen. Vor allem in Afrika hat sie in diesem Frühjahr mehrere Einheiten abgestossen.

Doch trotz der Fortschritte beim Verkauf haben die Investoren bisher wenig Begeisterung für CEO Slawomir Krupas Strategie gezeigt. Die Aktien büsste zuletzt rund 20 Prozent ein.

UBP an Übernahmen nie abgeneigt

Nun geht also das Schweizer Privatkundengeschäft sowie die britische Vermögensverwaltung an die Union Bancaire Privée (UBP) – und auch dies ist kein Zufall. Innerhalb von 50 Jahren hat die UBP den Aufstieg zu einer der weltweit führenden Akteure im Wealth Management geschafft. Die sich im Besitze der Familie de Picciotto befindliche Genfer Privatbank fiel in den vergangenen Jahren durch ihre äussert aktive Übernahmetätigkeit auf: DBTC (2002), ABN AMRO (2011), Coutts International (2015) und 2022 Danske Bank International.

Und CEO Guy de Picciotto hatte bereits im April 2023 in einem Interview mit finews.ch deutlich gemacht, dass er einer weiteren Übernahme nicht abgeneigt ist: «Eine Akquisition, die uns auf die nächste Stufe bringt, bevor ich in Rente gehe – warum nicht!», sagt er.

Der Deal mit der Société Générale könnte der UBP durchaus zu neuem Schub verhelfen: In der Schweiz geniesst sie künftig mehr Aufmerksamkeit und in Grossbritannien und den Kanalinsel kann sie einen Schritt vorwärts machen.

An der Integration der beiden Einheiten sollte es nicht scheitern. Darin hat die UBP in den vergangenen Jahren genügend Erfahrung gesammelt.