Der Chef der UBS spricht von einem widrigen Umfeld für die grösste Privatbank der Welt. Doch es gibt auch einen höchst positiven Treiber, für den die Grossbanker nicht einmal viel tun mussten, wie finews.ch in sieben Punkten aufzeigt.

1. Feuerprobe für die neue Zahlmeisterin

Erstmals präsentierte am Dienstag Sarah Youngwood (Bild unten) die Quartals- und Semesterzahlen 2022 der UBS. Die französisch-amerikanische Doppelbürgerin ist seit Mai dieses Jahres Finanzchefin (Chief Financial Officer, CFO) der grössten Schweizer Bank und hat in dieser Funktion den langjährigen Kirt Gardner abgelöst, der das Unternehmen verlassen hat. Youngwood hatte keinen einfachen Einstand angesichts der fragilen politischen wie auch wirtschaftlichen Situation in der Welt.

Youngwood

(Bild: UBS)

Die Personalie ist ein klares Indiz dafür, dass Bankchef Ralph Hamers ein weiblicheres und Technologie-affines Top-Management um sich scharen will. Das Engagement Youngwoods ist auch ein Signal, dass die UBS die amerikanischen Grossbanken als wichtigste Konkurrenten ansieht, und zu denen sie möglichst nah aufschliessen möchte. Die neue Finanzchefin präsentierte am Dienstag einen den Umständen entsprechend ordentlichen Abschluss, den die Anleger allerdings nicht goutierten; die Aktie sackte zeitweilig mehr als 6 Prozent ab. Immerhin bekräftigte Youngwood, dass die UBS bis Ende 2022 Aktien im Wert von insgesamt 5 Milliarden Dollar zurückkaufen werde. Das sollte zu einer Gewinnverdichtung führen.

2. Wette auf Wachstumsmärkte geht für einmal nicht auf

Die Devestitionen in Österreich und Spanien sind der beste Beweis: Gerade im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung setzt die UBS auf die Regionen, denen künftig das grösste Potenzial zugeschrieben wird – zuvorderst sind dies Amerika und Asien-Pazifik. Diese Ausrichtung wird zwar von Beratungsfirmen gestützt. Trotzdem handelt es sich um eine Wette, wie das abgelaufene zweite Quartal bei der UBS nun zeigt. In beiden Hoffnungsmärkten ging die Kundenaktivität nämlich deutlich zurück. In den USA kam es zu steuerbedingten Geldabflüssen, während der Grossbank in Asien immerhin 3,3 Milliarden Dollar an Neugeld zuflossen.

Asien lieferte von den Erträgen her den kleinsten Beitrag am «UBS-Kuchen», die Region Americas mit 40 Prozent den Grössten. Die Kosten insbesondere in den Staaten sind für das Institut aber weiterhin sehr gross, wird beachtet, dass das Amerika als wichtigster Ertragstreiber nur 23 Prozent zum Vorsteuergewinn der Gruppe beisteuerte. Das ist deutlich weniger als die Schweiz (33 Prozent) und nur wenig mehr als Asien-Pazifik (22 Prozent) und die Region Europa, Nahost und Afrika (Emea) mit 21 Prozent. Mit 90,6 Prozent ist die Kosten-Etrags-Rate (CIR) des Amerika-Geschäfts auch massiv schlechter als in allen anderen Regionenmärkten.

3. UBS-Aktie am Wendepunkt?

Es sind keine einfachen Zeiten – selbst für eine UBS nicht, die in den vergangenen Jahren Quartal für Quartal brilliert hatte. Das ist nicht länger der Fall. Anlässlich der Präsentation der Quartals- und Semesterzahlen 2022 schickten die Anlegerinnen und Anleger die UBS-Aktie tief in den Keller. Der Titel tauchte im Tagesverlauf zeitweilig mehr als 6 Prozent.

Die Gründe dafür sind vielfältig; bloss dank des Ertrags aus einem Joint-Venture-Verkauf in Japan konnte die Grossbank ihr Halbjahr-Ergebnis einigermassen passabel aussehen lassen. Und wäre nicht das Schweizer Geschäft so stabil, würden wohl noch mehr Investoren mit den Füssen abstimmen respektive ihre Aktien veräussern. Folgt nun die Wende, wenn die Nacht am schwärzesten ist? Das UBS-Topmanagement gab sich am Dienstag verhalten optimistisch. Es hofft, von den steigenden Zinsen und einer entsprechenden Zinsmarge zu profitieren und winkte mit einem fortgesetzten Aktienrückkaufsprogramm im Wert von total 5 Milliarden Franken bis Ende 2022 (siehe Punkt 1).

Ob das für eine Remedur reicht? Für einmal hat die UBS ihr Schicksal nicht ganz alleine in der Hand. Das wirtschaftliche und politische Umfeld hat derzeit einen enormen Einfluss.

4. Zinswende zur rechten Zeit