Die von den westlichen Notenbanken eingeläutete Zinswende hat auch ihr Gutes. Wie von Geisterhand kehren die Zinserträge zurück und könnten sich für UBS nun als eine Möglichkeit erweisen, eine weitere Verschlechterung des Kommissions- und Dienstleistungs-Ergebnisses mittelfristig auszugleichen. Obwohl die Konzernzahlen für das zweite Quartal nur ein Plus von 2 Prozent beim Zinsertrag gegenüber dem Vorjahr ausweisen, verbergen sich dahinter tiefere Entwicklungen in den einzelnen Divisionen.

So stieg in der Sparte GWM der Nettozinsertrag im zweiten Quartal um fast ein Viertel auf 1,27 Milliarden Dollar. Ein Jahr zuvor lag der Wert noch auf dem gleichen Niveau wie die Transaktionseinnahmen und machte nur etwas mehr als ein Drittel der wiederkehrenden Netto-Gebühreneinnahmen aus. Jetzt übersteigt dieser Anteil die Transaktionseinnahmen mit 793 Millionen Dollar deutlich und steuert fast die Hälfte zum Gebührenergebnisses bei.

Im Schweizer-Geschäft verbesserte sich der Nettozinsertrag mit 5 Prozent zwar weniger stark. Wichtig ist hier aber, dass die Kennzahl ihren Vorsprung als grösster «Beitragszahler» im Heimmarkt ausgebaut hat und dort nun fast auf die Hälfte der Gesamteinnahmen ausmacht. Die UBS wies am Dienstag darauf hin, dass ein weiterer Anstieg des Zinsniveaus um 1 Prozent zu einem zusätzlichen jährlichen Nettozinsertrag von 1,8 Milliarden Dollar im der Sparten GWM und im Schweiz-Geschäft führen würde, was hauptsächlich auf höhere Dollar- und Franken-Zinsen zurückzuführen wäre.

5. Heimmarkt bewährt sich als Ertragspfeiler

Das Schweiz-Geschäft unter Chefin Sabine Keller Busse (Bild unten) ist für die UBS erneut der Fels in der Brandung. Beim Ertrag nach Regionen erreichte der Heimatmarkt im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr mit plus 1 Prozent als einziger ein leichtes Plus. Beim Vorsteuergewinn lag die Schweiz mit 0,8 Milliarden Dollar auch klar vor allen anderen Regionen (siehe Punkt 2). Und die Kosten sind bankintern so tief wie nirgends: Die CIR beträgt in der Schweiz 58 Prozent.

Keller Busse

(Bild: UBS)

Im Personal & Corporate Banking, das vor allem das Schweizer Privat- und Geschäftskundengeschäft abbildet, musste die UBS beim Vorsteuergewinn zwar ein Minus von 13 Prozent auf 398 Millionen Franken hinnehmen. Dabei stiegen die Erträge in allen Bereichen leicht an. Im Wealth Management wurde in der Schweiz ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent höherer Vorsteuergewinn von 218 Millionen Dollar erzielt.

6. Neue Millionen für Rechtsfälle

Die UBS hat per Jahresmitte Rückstellungen für offene Rechtsfälle im Volumen von rund 2,8 Milliarden Dollar ausgewiesen. Zum Ende des ersten Quartals ist das ein leichter Anstieg um 41 Millionen, aber fast genauso viel wie zum Jahreswechsel. Im Berichtsquartal hat die Bank insgesamt 235 Millionen Dollar neu an Rückstellungen gebildet. Davon entfielen auf die Division der Globalen Vermögensverwaltung (Global Wealth Management GWM) 129 Millionen Dollar und 101 Millionen Dollar auf die Investment Bank. Genauere Details werden nicht genannt.

Demgegenüber wurden 195 Millionen Dollar für die Litigation-Fälle entweder ausgezahlt oder aufgelöst. Zudem hatten die Wechselkursschwankungen, etwa zwischen Euro und Dollar, einen Einfluss auf die Zahlen. Der grösste Brocken in den Rechtsstreitigkeiten ist der Prozess in Frankreich, wo die Bank wegen unerlaubter Kundenwerbung und Beihilfe zur Geldwäscherei verurteilt wurde, den Prozess aber weiterzieht. Hierfür wurden rund 1,1 Milliarden Euro (1,15 Milliarden Dollar) zurückgestellt.

Khan 500

(Bild: PD)

7. Transformation: Zahlen, bitte!

Während in der Sparte GWM Iqbal Khan (Bild oben) künftig die Zügel alleine in der Hand hält, gilt die digitale Transformation der grössten Schweizer Bank als Domäne von CEO Hamers. Angesichts der Verwerfungen im operativen Geschäft bemühte sich die Grossbank am Dienstag denn auch, Handfestes zu den Fortschritten in diesem Bereich zu liefern. Und das gibt es: Ein Drittel der Schweizer Privatkunden nutzt schon das Mobile-Banking der UBS – in der Schweiz wurde auf diesem Kanal unter der Marke Key4 ein neues Angebotspaket lanciert, in Asien startete die App Circle One, welche Kunden Zugang etwa zu Investmentideen gibt. Das hybride Vermögensverwaltungsmandat Myway verzeichnete nach Angaben der Bank Zuflüsse von 500 Millionen Dollar, und der grössere Teil der IT-Belegschaft arbeitet inzwischen nach agilen Methoden.

Allerdings sind die Fortschritte in der Technologie abhängig vom operativen Erfolg der Bank. Denn die neuen Anwendung kosten erst einmal Geld. Dank den komfortablen Einnahmen ist die UBS weiterhin in der Lage, sind diesen Aufwand ohne Abstriche zu leisten. Doch hält das schwierige Marktumfeld an, muss das Institut eventuell über die Bücher.


Mitarbeit: Claude Baumann, Andrew Isbester, York Runne und Samuel Gerber